Full text: Columbus und seine Weltanschauung

  
  
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derſelben Reiſe Cuba und Hayti entde>te, wurde ihm der Irr- 
wahn, an der Oſtküſte ven Aſien angelangt zu ſein, niht ge- 
nommen und feine der folgenden Unternehmungen ift im Stande 
geweſen, ihm denſelben zu benehmen. Die Freude des Admirals 
und ſeiner Genoſſen, daß ihre Erwartungen und Berechnungen 
ſo raſh in Erfüllung gegangen, trübte den klaren Blick; die Un- 
bekanntſchaft mit der indianiſ <hen Sprache führte die ſeltſamſten 
Mißverſtändniſſe herbei, auf zufällige Aehnlichkeit der Wörter 
baute man verwegene Schlüſſe und deutete alles, wie man es 
haben wollte; ſo wurde Cibao auf Hayti friſhweg für Zipangu 
erklärt und das Gewebe des Irrthums, das ihn in ſeinen Schlingen 
hielt, immer feſter. Columbus beſaß niht bloß eine jehr geſchäftige 
und kühne Phantaſie, ſondern auh einen ſehr empfänglichen Sinn 
für die Schönheit der Natur, er verſtand vortrefſlih zu ſchildern, 
er fand niht Worte genug, die Pracht der Inſeln zu beſchreiben, 
welche im jungfräulichen Schmude des friicheften Grünes nach 
einander aus dem Meere emportauchten, aber in ſeinen Berichten 
find Klima, Gewächſe und Perſonen über Gebühr gehoben, Gold- 
ſand und Perlmutterſchalen fand er da, wo keine Spur davon 
exiſtirte und die Farben, welche über die neue Welt ausgegoſſen 
ſind, funkeln in ſolchem Lichte, daß für den Schatten kein Raum 
mehr übrig zu bleiben ſcheint. Es konnte niht anders ſein, als 
daß nachher Enttäuſchungen folgten und, wie der holde Zauber 
\{wand, Niemand mehr darunter litt, als der Zauberer ſelbſt. 
Freilich der Unterſchied zwiſchen der hochcivilifirten Bevölke- 
rung Japans und China's, wie ſie Marco Polo beſchrieben und 
auch Toscanelli in ſeinem Briefe geſchildert hatten, und den halb- 
na>ten armen Bewohnern der Antillen konnte der Aufmerkſamkeit 
eines Columbus nicht entgehen, er wies den Zweifel dur den Ge- 
danken hinweg, daß er erſt an der Grenze jener Länder angekommen 
(765) 
  
 
	        
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