Full text: Columbus und seine Weltanschauung

   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
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den merkwürdigen Glauben, in der Nähe des ivdiichen Paradieies 
angelangt zu ſein und dieſem Glauben zu lieb änderte er ſeine 
ganze Anſhauung von der Erde und ſpra<h den wunderlichen 
Gedanken aus: „Die Erde habe niht vollſtändige Kugelgeſtalt, 
ſondern ſ<hwelle am Ende des Morgenulandes an wie eine Birne 
am Stiele und weil das Waſſer von dieſer Höhe herabſtürze, 
darum ſei es ſo gewaltig.“ 
Gefangen, in Ketten iſt Columbus vou dieſer dritten Reiſe 
(1500) zurüdgefehrt. Er war ein vortrefflicher Seemann, aber zum 
Statthalter nicht geſchaffen, zu ſeiner eigenen Qual hatte er fich 
auch dieſe Würde ausbedungen. In den Augen der ſtolzen Spanier 
blieb er ein Fremder und Cmporkömmling, ungern gehorhten fie 
ihm, Härte und Grauſamkeit wurde ihm vorgeworfen und alle 
getäufchten Erwartungen wurden ihm zur Laſt gelegt; jedes Schiff, 
welches nad Europa zurü>kehrte, brachte Anklagen und Ver- 
läumdungen wider ihn, die Colonien kamen zu keinem Gedeihen, 
eine Unterſuhung wurde gegen ihn beſchloſſen; die Härte und 
Nohheit freilich, mit welher Bobadilla ihn ſeiner Würde ent- 
ſeßte und in Ketten ſchlagen ließ, war durchaus nicht im Sinne 
vou Ferdinand und Jfabella, fie thaten alles, um das Unrecht 
wieder gut zu machen, aber der Muth, die Kraft des Columbus war 
eigentlih gebrochen; Alter und Anſtrengung hatten ſein Haar ge- 
bleicht, Gram über Zurückſeßung und Undank nagten an ſeinem 
Herzen. Vasco da Gama hatte wirklih den öftlichen Weg zu 
dem reichen Indien zurü>gelegt, Cabral Braſilien entde>t, andere 
Entde>ungen drängten die ſeinen in den Hintergrund, er mußte 
wieder etwas thun, wollte er niht ganz vergeſſen werden. Noch 
einmal rafſte er fich auf, zu dem erſten Gedanken zurü>fehrend, 
das große Geheimniß, die directe weſtlihe Durchfahrt zu finden. 
Auf ſeiner vierten Reiſe, 1502—1504, ſuchte er dieſelbe, in den 
770) 
  
  
   
  
  
   
 
	        
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