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des ſterbenden Erlöſers: „Herr, in Deine Hände befehle ih meinen
Geiſt.“ Sein Leichnam fand lange keine Ruheſtätte, er wurde
zuerſt in Valladolid beigeſeßt, dann 1513 in der Kloſterkirche
de las Cuevas bei Sevilla und von dort 1537 nad) San Domingo
geführt. Als im Frieden von Baſel 1795 die Inſel den Franzoſen
abgetreten wurde, nahmen die Spanier die Aſche des Maunes,
der mit der glorreihſten Epoche ihrer Geſchichte ſo enge verbunden
war, mit nad) Cuba, in der dortigen Hauptkirche de>t eine weiße
Marmorplatte die Gebeine von Columbus. Achtzig Jahre lang hat
Niemand an der Aechtheit dieſer Reliquien gezweifelt, da durch-
lief vor einigen Monaten alle Zeitungen die Nachricht, daß am
10. September 1877 bei der Eröffnung eines Gewölbes in der
Kathedrale von San Domingo eine Kiſte gefunden wurde, welche
einige Gebeine und eine Gewehrkugel enthielt. Die Schrift auf
der Kiſte bezeichnete fie als die leßten Reſte des berühmteſten aller
Entdeder. Es if mögli, daß die Spanier im Jahre 1795
getäuſcht wurden und irgend einen andern Leichnam ausgegraben
und nah Cuba geführt haben, aber daß die im Jahre 1877 in
San Domingo aufgefundenen Gebeine dem Criſtobal Colon an-
gehörten, ift mindeftens ebenfo zweifelhaft; denn nachdem im
Sahre 1564 ein Erdbeben die Kathedrale von San Domingo zer-
ftörte, wußte wohl Niemand mehr genau den Ort, wo Columbus
begraben war, ohnedieß da no< mehrere Glieder der Familie ihr
Grab ebenfalls dort hatten. Auch die Inſchrift beweiſt nichts
für die Aechtheit, der Ausdru> „Descubridor de la America“
erwedt eher Zweifel, denn die neue Welt hieß in der ſpaniſchen
officiellen Sprache bis 1550 las Indias. 13)
An dem glänzenden Himmel der Entdecker bleibt Columbus
einer der leuchtendften Sterne. Mandjer Zug in dem GSharafter
des großen Mannes kann uns freilich nicht gefallen, er war hie und
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