30 Der Hatto-Stein. Im Kreuzgang. Steinerne Umrahmung einer Rundbogen-Öffnung, deren
einstige Bestimmung ganz unsicher ist. Hat sie ein Fensterchen, ein Bildwerk, eine Inschrift um:
schlossen? Die Inschrift auf dem Rahmen selbst besagt in ihrem wichtigsten Teil, daß der Priester
Hatto „diese“ Kirche errichtet und mit Malerei und Gold geschmückt habe. Da nun von Erzbischof
Hatto (891-915) berichtet wird, er habe der Mainzer Kirche (das ist natürlich der Dom) durch
eine ausgezeichnete Bauunternehmung neuen Glanz gegeben, so möchte man gerne unseren Stein
mit dieser Nachricht in Zusammenhang bringen. Dann wäre „diese“ Kirche der alte Dom, der
Vorgänger des Willigis-Bardo-Domes. Und der Steinrahmen könnte etwa eine Fenestella am Altar
oder zwischen Chor und Krypta ausgezeichnet oder sonst eine Funktion an einer bedeutsamen
Stelle der Kirche erfüllt haben. Der Stilcharakter des ganzen Stücks, Schrift und Ornament, würde
zu dieser These nicht übel passen. Weißer Kalkstein. (Vgl. K. und N. S. 469 ff.)
51 Zwei Sockelsteine mit Masken. Im Kreuzgang. Die Steine stammen wie drei weitere ihres-
gleichen (ebenfalls im Kreuzgang) angeblich aus der abgebrochenen Johanniskirche in Worms
(s. E. Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten. Worms 1905. S. 49). Ganz gesichert scheint
mir diese Überlieferung noch nicht. Doch handelt es sich offenbar um Fußstücke und um Werke
freilich eher des 12. als des 13. Jahrhunderts. Graugelber Sandstein. (K. und N. S. 427, 469, 479.)
32—38 Bildwerke vom einstigen Westlettner, am Ostportal des Doms, außen; im Kreuz:
gang und im Dommuseum. Daß der Westchor des Mainzer Doms einst einen Lettner von der Hand
des großen Meisters gehabt hat, der wenig später den Lettner und die Standbilder im Westchor
des Doms zu Naumburg schuf, und daß die Stücke, die wir hier auf den Tafeln 32—38 abbilden,
zu diesem Lettner gehört und ein Weltgericht dargestellt haben, ist heute allgemein anerkannt.
Dieser Lettner muß dem des Naumburger Doms sehr ähnlich gewesen sein; wie wir uns die er-
haltenen Überreste an ihm angebracht zu denken haben, macht die Abb. 31 hier im Text deutlich.
Ganz rechts wird die Hölle dargestellt gewesen sein, in deren Mitte vermutlich der Teufel saß,
dessen Angesicht gleichfalls erhalten ist (Tafel 38). Die Textabbildung veranschaulicht auch, welche
Teile an den Reliefs in Gips ergänzt sind: besonders ins Gewicht fällt, daß in der Weltrichter-
Gruppe der Kopf Johannis des Täufers, in dem Zug der Verdammten die hockende weinende
Gestalt links und der Kopf dahinter, sowie der Kopf der vordersten Figur neu ist. Vgl. auch
Abb. 12 im Text $. 18. Das Material ist ein feiner grauer Sandstein (K. und N. S. 147 #. und 512.
Dazu E. Neeb, zur Geschichte der heutigen Chorbühnen und des ehemaligen Lettners im Westchor
des Mainzer Domes. Mainzer Zeitschrift 11. 1916. S. 38).
39 Atlas: Tragefigur vom einstigen Ostlettner im Kreuzgang. Als man 1874 die steile
Doppelarkade abbrach, die mit der Oberwand, die sie trug, den ganzen Triumphbogen vor dem
Ostchor füllte (auf unserem Grundriß Abb. 34 eingetragen, eine Ansicht K. und N. Tafel 3 zu
S. 15), da kamen rechts und links an und unter den Pfeilern die beiden Stützen zutage, die der
romanischen Architektur nachträglich angegliedert einst doch wohl in irgendeinem Zusammenhang
mit einem Lettner gestanden haben müssen, u. z. südlich eine kurze Säule, die den Atlas trug, den
wir hier abbilden; nördlich eine hohe Säule mit sehr schönem Laubkapitell. Heute stehen die beiden
Stützen im Kreuzgang. Ferner fanden sich unter dem erhöhten Fußboden noch allerlei weitere
Reste: Kapitelle, Rippen, Figürliches (Abb. 32). Wieviel davon tatsächlich zu dem einstigen Ostlettner
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