Hauptwerk eines zweiten Meisters des neuen, des „weichen“ Stils. Die jugendliche Frische, die
liebenswürdige Anmut und Empfindsamkeit, der neue Naturalismus und das malerische Gepräge
des Stils kommen in den Figürchen zu besonders deutlichem Ausdruck. Vereinzelt ist dies Wesen
bis zur Manier übersteigert (Tafel 74 r.). Auf die Ausbildung dieser feinen und gefühlseligen Art
war die hochentwickelte Tonplastik von Einfluß. Die Figuren der Domseite sind gut erhalten,
dagegen sind die der Memorienseite mannigfach ergänzt, zudem dick überschmiert. Neu ist — von
Kleinigkeiten abgesehen — am hl. Georg (Tafel 74) der Kopf, die rechte Hand mit dem Oberteil
der Lanze; an der hl. Barbara die Krone; am hl. Alban (Tafel 75) der Kopf und die Krümme
seines Stabes; an der hl. Katharina der Kopf, die linke Hand und das Rad. (K. und N. S. 377.
Frau Dr. Zimmermann a. a. ©. S. 33 ff.)
77-80 Denkmal des Erzbischofs Johann von Nassau + 1419. Vgl. auch Tafel 65 I.
Grauer Sandstein. Es ist oben im Text (S. 22) gesagt, wie wenig das Denkmal dem Vorbild des
Konrad von Weinsperg folgt, wie entschieden es vielmehr Überlieferungen des 14. Jahrhunderts
wieder aufnimmt, um sie im neuen, rauschend malerischen Sinne zu verwerten. Fine Brücke zum
Stil des Meisters der Memorienpforte besteht (vgl. den Kopf des hl. Bonifaz auf Tafel 79 Mitte),
‚ aber unser Denkmal ist das Werk eines neuen, persönlich sehr selbständigen Künstlers. Es ist
Otto Schmitt gelungen, eine zweite nahe verwandte Arbeit dieses Meisters nachzuweisen (Des
hl. Rufus Denkmal in Gau-Odernheim. Hessenkunst-Kalender 1923. S. 37). (K. und N. S. 246 ff.)
Tafel 78 Kopf des Erzbischofs Johann. Vgl. Tafel 65 I.
Tafel 79 Die drei männlichen Heiligen aus der linken Rahmenkehle des Denkmals.
Der Bettler und Gewandteile an der Figur des hl. Martin (r.) sind neu. Der hl. Bischof (l.) ist fast
ganz erneuert.
Tafel 80 Die drei weiblichen Heiligen aus der rechten Rahmenkehle des Denkmals.
Der linke Arm und Gewandteile der hl. Barbara (1.), Kopf und Fuß der hl. Dorothea (r.) sind
ergänzt; die mittlere Heilige, Katharina, ist sehr stark erneuert.
81 1. Grabplatte des Erzbischofs Konrad, Rheingrafen von Daun + 1434. Derber
grauer Sandstein. Ergänzt die Nase, die rechte Hand, der untere Teil des Stabes. Der Stein ist
kein Denkmal wie die vorigen, sondern deckte ursprünglich das Hochgrab des Fürsten im Mittel-
schiff. Darum folgt er auch einem ganz anderen Typus als die Denkmäler. Zum Stil ist oben im
Text das Nötige gesagt. (Vgl. auch Tafel 82.) (K. und N. S. 248 ff.)
81 r. Grabplatte des Dekans Bernhard von Breidenbach + 1497. Das Denkmal wird
unten unter Tafel 99 gewürdigt werden.
82 Kopf des Erzbischofs Konrad (von Daun). Vgl. Tafel 811.
83 Grabplatte eines Ritters und einer Dame. Im Kreuzgang. Roter Sandstein. Das Gesicht
des Ritters und der vordere Teil des Panzers am Unterleib waren offenbar besonders gearbeitet
und angesetzt: diese Teile fehlen heute. Auch sonst sind die Steine beschädigt. Sie haben einst
gelegen (beachte die Tiere zu Füßen des Paars) und also offenbar ein Hochgrab gedeckt. Zu
Häupten der Figuren waren entweder Baldachine oder — eher — knieende Engel mit den Wappen;
auch an kauernde betende Mönche kann man denken Um 1410. (K. und N. S. 432)
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