84 Christus im Garten Gethsemane. Relief aus gebranntem Ton, aus mehr als 12 Stücken
zusammengesetzt. Es ist in ein (gleichzeitiges) Gehäuse aus grauem Sandstein eingeschlossen, und
dieses Gehäuse trägt das Denkmal des Domherrn Wennemar von Bodelschwingh (Tafel 157 oben).
Es ist vermutlich auch zugleich mit diesem Denkmal in den Dom gestiftet worden, ist aber selbst
viel älter, etwa 1440-1450 entstanden. Neben dem schönen Rahmen von dem zerstörten Epitaph
des Domherrn Theoderich von Knebel (Abb. 17 im Text S.23) ist es im Dom das einzige
Zeugnis jener im Anfang des 15. Jahrhunderts in unserem Gebiet blühenden Tonbildnerei, über
die zuletzt Frau Dr. Zimmermann a. a. ©. S. 10 gehandelt hat. Unser Relief mag zugleich dartun,
wie zäh innerhalb der Tonplastik an den einmal geschaffenen Typen festgehalten wird: die schlafenden
Apostel erinnern deutlich an Gestalten und Köpfe, wie sie schon der Meister der Lorcher Kreuz-
schleppung geschaffen hatte. Das Relief war bemalt und teilweise vergoldet. Heute trägt es wie
die meisten Denkmäler im Dom einen einfarbig gelbbraunen Anstrich. Die allermeisten Hände
sind neu; ebenso der Kopf des Judas. Außerdem ist noch allerlei ergänzt. (K. und N. S. 288.)
85—88 Denkmal des Erzbischofs Diether von Isenburg. Vgl. Tafel 62 r. Grauer Sand-
stein. Allerlei Einzelheiten ergänzt, aber nichts eigentlich Wesentliches. Das Denkmal ist das erste
im Dom (zwischen 1482 und 1485 etwa), das den brüchigen Stil ganz ausgebildet zeigt. Es verrät
im Ganzen weit mehr Gefühl für Körperlichkeit und Verständnis für den organischen gegliederten
Zusammenhang des Menschenleibes als die Werke des weichen Stils. Dazu kommt ein genauer
Naturalismus, der etwas pedantisch seine scharfen Einzelbeobachtungen aneinanderreiht (vgl.
das Gesicht, die Hände u. a. m.). Endlich das brüchige Wesen im Gewand. Die Motive sind im
wesentlichen die alten, nur ins Geradlinige, Eckiggebrochene übersetzt. Das Gefühl, das in der
Schöpfung lebendig wird, hat etwas Freudloses, Peinliches, ist aber voll Ernst und nicht ohne
Würde. (K. und N, S. 251ff.)
89—92 Das Denkmal des Administrators Adalbert von Sachsen + 1484. Grauer Sand-
stein, die oberen Seitenfiguren (Tafel 92) aus Eifeltuff. Die unteren sind neu: an ihrer Stelle
standen noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Maria Magdalena oder Barbara und ein
Christophorus. Neu sind ferner die Köpfe der beiden Engel unten und einige unwesentliche Einzel-
heiten. Das Denkmal eröffnet die stolze Reihe der Werke eines Meisters, den wir bis auf weiteres
den Adalbert-Meister nennen. Über ihn handelt (leider nicht kritisch genug) Fr. Th. Klingelschmitt
in seinem Magister Valentinus de Moguntia (Wiesbaden 1918). Durch die Feststellung Otto
Schmitts, daß das Sakramentshäuschen der Friedberger Stadtkirche, 1482 von einem Meister Johann
von Dürn gearbeitet, zweifellos von derselben Hand ist wie die Seitenfigürchen des Adalbert:
denkmals, ist die Frage nach dem Namen unseres Meisters erst recht kompliziert worden vgl.
oben den Text S. 26. (K. und N. S. 254ff.) — Tafel 92: Die Seitenfiguren des Adalbertdenkmals.
Gelblicher Eifeltuff. Ergänzt — und zwar in Holz und zu kurz — die Krümme am Stab des
hl. Martin. Sicher von Johann von Dürn, der das Friedberger Sakramentshäuschen schuf. Das
Entstehungsjahr dieses Sakramentshäuschens (1482) bestätigt nicht nur, daß das Adalbert-
denkmal alsbald nach 1484 gearbeitet worden sein wird. Es beseitigt auch die Bedenken, unsere
Figürchen könnten ihres scheinbar fortgeschritteneren Stiles halber dem Adalbertdenkmal ur-
sprünglich nicht angehört haben.
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