Versuche mit Blitzableitern. 99
Einundzwanzigstes Capitel.
Versuche mit Vorrichtungen für Starkstromschutz.
In Bezug auf die Wirksamkeit der für Vermeidung eines dauern-
den Kurzschlusses bei Starkstromleitungen angegebenen Anordnungen
liegen gleichfalls mehrere Veröffentlichungen vor. So hat es nament-
lich Wurts nicht unterlassen, seinen verschiedenen Systemen Angaben
über die Wirksamkeit derselben mit auf den Weg zu geben.
Es sind in dem sechsten Capitel und folgenden schon verschiedene
solche Angaben gemacht, die in Folgendem im Zusammenhange kurz
wiederholt werden. Eine der interessantesten Constructionen ist die
des Wurts-Säulenblitzableiters aus „keinen Bogen haltendem“ Material.
Zu der Auffindung derselben führten Versuche (El. W. 19, 235), welche
den Zweck hatten, den Kurzschlussfunken dadurch zu unterbrechen,
dass der Stromerzeuger durch eine in Folge eines aussergewöhnlich
starken Stromes in Thätigkeit tretenden Vorrichtung A kurz ge-
schlossen wird. Die Linie empfängt dann nicht mehr die hinreichende
Spannung, um den Kurzschlussbogen aufrecht zu halten. Da die Vor-
richtung A selbst den Kurzschluss der Maschine wieder löst, so treten
nun Maschine und Leitung in die gewöhnliche Verbindung. Bei den
Versuchen bestand der Blitzableiter B zunächst aus gezahnten Kohlen-
platten, die in eine Linie von 100 Yard eingeschaltet wurden. Die
Luftstrecke bei B wurde durch einen Stanniolstreifen überdeckt und
nun die Linie mittelst Ausschalter mit der 1000 Volt-Wechselstrom-
maschine verbunden. Der Apparat A functionirte gut. Der Kurz-
schlussbogen bei B erlosch, zündete sich jedoch wieder an, als der
Kurzschluss der Maschine aufgehoben wurde. Da die Kohlen weiss-
glühend geworden waren, wurden an Stelle der Kohlenplatten drei neben
einander befindliche Messingeylinder genommen, von denen der mittelste
zur Erde, die beiden äussersten mit der Leitung verbunden waren.
Der Versuch gab jetzt in der That ein dauerndes Auslöschen des Kurz-
schlussfunkens. Jedoch trat das Gleiche ein, wenn die die Maschine kurz
schliessende Vorrichtung A gar nicht verwendet wurde. Auch hierbei
war in dem Blitzableiter B nur ein einmaliger schwacher Funke zu
beobachten. Das verwandte Messing war hartgezogen und enthielt
Zink und Kupfer. Ein Versuch mit einem zweiten Blitzableiter, der
noch grosse, neben einander liegende Stäbe aus gegossenem Messing
mit Theilen von Eisen und Kupfer enthielt, hatte das Ergebniss, dass
die ganze Messingmasse schmolz. Bei verschiedenen Formen der Ent-
lader (Kugeln, Ovale, Halbeylinder, Würfel) fand sich das Gleiche; nur
wenn das überbrückende Stück Stanniol nicht über die Kanten, son-
dern zwischen die Flächen der Entlader geschoben wurde, blieb auch
bei Verwendung von hartem Messing ein dauernder Funke.
7: *