Full text: Die Sicherungen von Schwach- und Starkstromanlagen gegen die Gefahren der atmosphärischen Elektricität

  
104 Auswahl der Ableiter für die Linie. 
Energie des Nutzstromes einen längeren Kurzschluss nicht, 
die einen mehr, die anderen weniger. Es kann schon ein Kurz- 
schluss von einigen Secunden sehr unangenehm werden. Sind 
z. B. in einem Drahtstromkreise Motoren in Betrieb, so 
kommen dieselben, wenn die äussere magnetisirende Quelle 
fehlt, in ganz kurzer Zeit zum Stillstande. 
Zweiundzwanzigstes Capitel. 
Die Einrichtungen zum Schutze der Linien. 
Schwach- und Starkstromanlagen gemeinschaftlich sind die äusseren 
Zuleitungen. Sie sind zunächst der Blitzgefahr ausgesetzt, sie sind in 
den meisten Fällen die Ursache für das Eindringen der Blitzentladung 
in die Stromverbrauchsstellen. 
Einen durchgreifenden Schutz für sie hat man in der Weise zu 
erlangen gesucht, dass über der Linienleitung zur Erde abgeleitete 
Schutzdrähte eingespannt wurden (Nr. 37), welche, wie beim Gebäude- 
blitzableiter, die atmosphärische Entladung von den Liniendrähten ab- 
und auf sich leiten sollten. 
In der Praxis hat sich, wie es scheint, dieser Schutz als illusorisch 
erwiesen (s. St. 83). Der Grund hierzu dürfte zunächst in den nicht 
zu vermeidenden Inductionswirkungen zu suchen sein, welche von 
Herrn Görges betont sind, sodann darin, dass dieser Schutzdraht, wenn 
er nicht an jeder Stange zur Erde abgeleitet ist, durch seine Selbst- 
induction dahin wirkt, dass von ihm die Entladung zu benachbarten 
Drähten übergeht. Ferner ist zu beachten, dass bei einem Blitzschlage 
in eine Telegraphenleitung mit mehreren über einander befindlichen 
Drähten niemais ein Draht allein getroffen wird, sondern dass sich 
sämmtliche Drähte, die an der Einschlagsstelle vorhanden sind, mehr 
oder weniger an der Entladung betheiligen (siehe die Verzweigungen 
des Blitzschlages im sechzehnten Capitel. Wegen der Länge des 
Drahtes kommt es für den Einschlag gar nicht wesentlich darauf an, 
ob etwa der eine Draht in einer Entfernung von Hunderten von Metern 
besser an Erde liegt, wie der andere. 
Für die Beurtheilung der Wirksamkeit der anderen Ableiter, 
welche die Ladungen auf der Linie abfangen sollen, sowie auch der 
Ableiter in den zu schützenden Verbrauchsstellen selbst, ist es noth- 
wendig, vor Allem sich darüber klar zu werden, ob die Spitzenwirkung 
bei dem Blitzschutz eine wesentliche Rolle spielen kann. Eine Spitzen- 
wirkung besteht in einer funkenlosen Entladung elektrisch geladener 
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