Full text: Die Sicherungen von Schwach- und Starkstromanlagen gegen die Gefahren der atmosphärischen Elektricität

Auswahl der Ableiter für die Linie, 105 
Körper. Diese Entladung heisst eine langsame, da sie im Gegensatz 
zu der Funkenentladung eine erhebliche Zeit gebraucht, um Spannungen 
auszugleichen. Während dieser Zeit verbreitet sich die Störung des 
elektrischen Gleichgewichtes auf der Linie weiter, was gerade verhütet 
werden sollte. Daher wird man auf diese Spitzenwirkung nicht sehr viel 
Werth legen können, sondern immer dahin streben, auch schon auf der 
Linie die Entladung in einem rasch verlaufenden Funken zu bewirken. 
Ferner muss sich in diesem Funken möglichst die ganze freie Elektri- 
eitätsmenge entladen, so dass geringe Rückstände übrig bleiben. Dazu 
scheint es nothwendig, die Capacität des Ableiters so gross zu machen, 
wie es die übrigen Verhältnisse gestatten. Aus diesem Grunde sind 
die Vorrichtungen, welche nur Saugspitzen benutzen, nicht empfehlens- 
werth. Es ist zweckmässig, auf eine Flächenausdehnung der den Ent- 
ladungsfunken vermittelnden Ableiter zu sehen. 
Nach dem eben Gesagten werden die mit Platten (Nr. 56 u. £.) 
ausgestatteten Stangenblitzableiter den mit Spitzen vorzuziehen sein. 
Aber auch die vorhandenen Plattenblitzableiter scheinen noch nicht ganz 
geeignet zu sein. Bei Telegraphenleitungen sprechen hierfür die grosse 
Zahl von Beschädigungen (vergl. St. 81). Im Starkstrombetriebe, wo 
Kurzschlussfunken auftreten, haben sie sich gar nicht bewährt (siehe 
St. 82). 
Für Starkstromleitungen im Speciellen haben sich besser bewährt 
Solenoidblitzableiter, wie z. B. der Siemens’sche (Nr. 138), welcher 
besonders bei stark gespanntem Gleichstrom benutzt wird. Aus der 
im Eingange aufgestellten Forderung auf eine möglichste Herabminde- 
rung der Selbstinduction können bei diesen Solenoidableitern nur solche 
als zweckmässig angesehen werden, welche einen inductionslosen Neben- 
schluss zum Solenoide haben, wie das bei der vorher angeführten Nr. 138 
der Fall ist. Als wesentlicher Uebelstand dieses Ableiters Nr. 138 
erscheint die Nothwendigkeit des Oelbehälters zum sicheren Auslöschen 
des Funkens. Das Oel erfordert eine fortwährende Erneuerung, weil 
es sich durch den Funken zersetzt und leitend wird, also wieder Auf- 
sicht! Dann wird durch den Anschlag des Kolbens an den Boden der 
Porcellanglocke letztere oft zertrümmert. Es müsste, um das zu ver- 
meiden, ein elastisches Polster vorgesehen werden. 
Der Preis des Ableiters fällt auch ins Gewicht. 
Wesentlich einfacherer Art ist zwar der Ableiter Razzle Dazzle 
(Nr. 169), doch nicht zu empfehlen. Er kann nicht sicher wirken. 
Einmal wird sich beim Rückschwunge der abgestossenen Kugel der 
Kurzschlussfunken leicht wieder entzünden, da die Luft und die Kugeln 
eine gewisse Zeit lang erhitzt bleiben (vergl. Versuche von Wurts, 
St. 99). Weiter aber erscheint das sichere Eintreten der Schwin- 
gung durch die Wirkung der elektrischen Ladungen sehr fraglich, 
wenn man sich daran erinnert, dass es bei einem der gebräuchlichsten 
Versuche mit der Elektrisirmaschine, dem elektrischen Glockenspiel, 
 
	        
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