Full text: Die Sicherungen von Schwach- und Starkstromanlagen gegen die Gefahren der atmosphärischen Elektricität

  
2 Einleitung. 
Schwingungen eintreten mussten. — Was wir von Condensator- 
entladungen wissen, spricht entschieden gegen Schwingungen des 
eigentlichen Blitzfunkens. Die Wolken, welche den einen Theil der 
Ladung halten, bilden doch sicher nicht kurze metallische Schliessungs- 
bögen, ebensowenig die Erde. Hat man aber mit Wasserwiderständen 
in dem Entladungskreise zu thun, so erfolgt nach Theorie und Ver- 
such die Entladung stets in einem oder mehreren kurz auf einander 
folgenden Schlägen ohne Schwingung. Ist hiernach wohl die Auffassung 
des eigentlichen Blitzschlages zwischen Wolke und Erde als hin- und 
hergehende Entladung zurückzuweisen, so muss doch zugegeben werden, 
dass auf der Leitung, an welche der Blitzableiter angelegt ist, oder 
dem Material desselben selbst elektrische Schwingungen erfolgen können, 
namentlich sobald eine Stauung des Abflusses der Elektricität, etwa 
in Folge von Unterbrechungen, eintritt. Die ganze Leitung wird von 
der Wolkenelektrieität geladen; die eine Art von Elektrieität gleicht 
sich mit der Wolkenelektricität aus, die andere soll durch den Blitz- 
ableiter schadlos abgeführt werden. Für diese letztere kann nun sehr 
wohl ein Schwingungszustand eintreten. 
Steinmetz hat (EI. Ztschr. 19, 702) die Periodenzahl für diese 
Schwingungen unter vereinfachenden Voraussetzungen berechnet. Für 
eine Leitung von 10 bezw. 150 km ergaben sich 7500 bezw. 500 
Schwingungen in der Secunde. 
Indessen hat für die Construction der eigentlichen Blitzableiter 
die Entscheidung dieser Frage keine hervorragende Bedeutung, da in 
beiden Fällen — ob nun schwingende Bewegung oder nur eine ein- 
malige oder mehrere auf einander folgende Stossbewegungen auf dem 
Leiter stattfinden — als das wesentliche Moment zu beachten ist, dass 
für den Widerstand, welchen der Blitzableiter dem gefahrlosen Ab- 
strömen der elektrischen Ladung entgegensetzt, nicht der Ohm’sche, 
sondern der inductive Widerstand zu rechnen ist. — Selbstinduction 
und Capaeität der Leiter, aus welchem die Blitzschutzvorrichtung be- 
steht, sind die Hauptfactoren. Nur für die Dimensionirungen der Zu- 
leitung, welche für die vorliegende Zusammenstellung eine unter- 
geordnete Rolle spielt, ist es von Bedeutung, ob das Abströmen der 
Ladungen nur an der Oberfläche, wie bei raschen elektrischen Schwin- 
gungen oder durch den ganzen Querschnitt erfolgt. 
Der Schutz, welchen der Blitzableiter gewähren soll, erstreckt sich 
nicht allein auf den Fall, wo von der Wolke zur Erde eine wirkliche 
Entladung in Form eines Blitzes erfolgt. Auch ohne eine solche kann die 
atmosphärische Elektricität schadenbringend wirken, z. B. wenn eine 
Wolke, ohne sich zu entladen, in der Nähe einer Leitungsanlage vor- 
beigeht oder wenn eine Leitung von Thal zu Berg verläuft, also 
zwischen Orten, wo schon die Spannung der normalen Flektricität be- 
trächtliche Unterschiede zeigt. Im ersteren Falle werden durch In- 
fluenz in den Leitern Störungen des elektrischen Gleichgewichtes her- 
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