50 Drittes Kapitel.
Wir wollen den nachstehenden Untersuchungen folgenden
Gedankengang zu Grunde legen:
Von der Zugkraft am Radumfang gehen wir aus. Sie
ist durch die Bahnverhältnisse (ebene Strecke, Steigung, Kurve)
oder durch die Betriebsverhältnisse (Anfahren, normale Fahrt,
Beschleunigung) begründet, und soll daher als unabhängige
Veränderliche aufgefasst werden.
Die Zugkraft am Radumfang ist dem Drehungsmoment
des Ankers proportional. Das letztere ist aber eine Funktion
der elektrischen Grössen (Stromstärke, Kraftlinienzahl) und
enthält nicht auch, wie die Zugkraft, das Uebersetzungs-
verhältniss und den Radius des Laufrads. Es empfiehlt sich
daher, zunächst das Drehungsmoment an Stelle der Zugkraft
zu setzen und die letztere auf das erstere umzurechnen.
Abhängige Veränderliche ist die Fahrgeschwindigkeit
oder die Umlaufszahl des Motors. Wir wählen am besten die
letztere, da sie unabhängig von Uebersetzungsverhältniss und
Laufradhalbmesser ist. Ein zweiter Maassstab, der natürlich
geändert werden muss, wenn sieh eine der obigen Grössen
ändert, ermöglicht dann einfach von der Umlaufszahl des
Motors auf die Fahrgeschwindigkeit zu schliessen.
Das Drehungsmoment des Ankers sei Abseisse, die Um-
laufszahl Ordinate. Man gelangt zu den diesbezüglichen
Kurven, indem man, auf die im 2. Kapitel beschriebene Weise
von der Stromstärke ausgehend, sowohl das Drehungsmoment,
als auch die Umlaufszahl ermittelt, und dann zusammen-
gehörige Werthe in ein neues Diagramm einträgt.
Für den betrachteten Motor haben wir bereits die Ab-
hängigkeit der Umlaufszahl und des Drehungsmoments von
der Stromstärke ermittelt. Ihre Vereinigung ist daher leicht
und ergiebt die in Fig. 8 dargestellte Kurve. Die einge-
schriebenen Zahlen bedeuten die den verschiedenen Punkten
entsprechenden Stromstärken, welche bezüglich des Arbeits-
verbrauchs von Interesse sind.
Wir wollen nun im Folgenden als „natürliche Geschwin-
digkeit“ (Umlaufszahl) diejenige bezeiehnen, welche der Motor
annimmt, wenn ihm seine volle Spannung geboten wird und
sein Magnetfeld nicht künstlich geschwächt ist. So nehmen
z. B. bei der Serienparallelschaltungsmethode die Motoren