96 VII. Kompound-Motor und Kompound-Generator.
besonderen Aufwand von Konstruktionsmaterial erreicht werden.
Baut man z. B. zwei Nebenschlussmotoren für gleiche Leistung, die
bei: voller Belastung gleiche Polstärke N und gleiche Stromaufnahme J
haben, und von denen der eine ohne und der zweite mit Regulirung
arbeiten soll, so muss der letztere bei Leerlauf eine um etwa 5 °/,
stärkere Magnetisirung erhalten als bei voller Belastung, während
für den ersteren die Magnetisirung unverändert bleibt. Um dies
möglich zu machen, muss aber die Wickelung der Feldmagnete des
regulirbaren Motors von vorn herein für eine grössere Ampere-
windungszahl berechnet sein, wodurch sie etwas schwerer und theuerer
wird. Bei dem geringen Umfange des in Betracht kommenden Re-
gulirbereichs kann aber der Gewichtsunterschied nur sehr klein sein.
= =
=
BE a
Fig. 39. Fig. 40.
Nach dieser Feststellung möge die Frage untersucht werden,
ob ein Kompound-Motor, wenn er von seiner Stromquelle abge-
schaltet, durch einen Widerstand geschlossen und im alten Sinne
künstlich weiter gedreht wird, imstande ist, Strom in diesen Wider-
stand hineinzuschicken, also ohne Umschaltung der Magnetwicklungen
als Generator zu dienen (Fig. 40). Die Beantwortung dieser Frage
ergiebt sich leicht, wenn man auf den Nebenschluss-Motor zurückgreift.
Von letzterem ist auf S. 76 nachgewiesen worden, dass er als Generator
einen Strom im entgegengesetzten Sinne nach aussen liefert, als ihm
zugeführt werden muss, wenn er als Motor in demselben Sinne
rotiren soll, dass aber sein Erregerstrom in beiden Fällen in
demselben Sinne fliesst. Beim Kompoundmotor verhält sich also
die den äusseren Strom führende Verbundwickelung anders als die
Nebenschlusswickelung. Während die Nebenschlusswickelung beim
Motor und Generator Strom in demselben Sinne führt, kehrt sich
die Stromrichtung bei der Kompoundwickelung um. Nimmt man
hinzu, dass beim Motor die Einrichtuug so getroffen ist, dass sich
die magnetisirenden Kräfte beider Wicklungen subtrahiren, so er-