Die Wirbelstrombremse. 101
Konstruktiv wird der Metallkern gewöhnlich nicht als Cylinder
sondern als flache Eisenscheibe ausgebildet, und das Magnetgestell
als ein Kranz von Polen welcher der einen Oberfläche dieser Scheibe
gegenübergestellt wird. Sobald das Magnetgestell erregt ist, sucht es
natürlich die Eisenscheibe anzuziehen, woraus sich die Möglichkeit er-
giebt, auch noch die mechanische Reibung zur Bremsung zu benutzen.
Die ganze Vorrichtung würde dann in dreifacher Weise bremsend
wirken: 1) dadurch, dass der in einen Generator verwandelte Motor
den bewegten Massen Energie entzieht, diese zunächst in elektrische
Energie und dann in seinen eigenen Wickelungen und in der Erreger-
wickelung der Wirbelstrombremse in Wärme umsetzt; 2) dadurch,
dass jene Eisenscheibe in Folge der Bildung von Wirbelströmen der
Massenbewegung weitere Energie entnimmt und in Wärme umsetzt!);
3) durch einfache mechanische Reibung, welche ebenfalls Wärme
erzeugt. Wenn man den Stoss vermeiden will, den der Anker bei
der Umschaltung des Motors zum Generator wegen der plötzlichen
Umkehr des Drehmomentes erfährt, so kann man natürlich auch
das Magnetgestell der Wirbelstrombremse durch einen besonderen
Strom erregen und die Bremswirkung der Wirbelströme allein
benutzen.
Die Fähigkeit des Motors, als Generator zu wirken, schafft
andererseits die Möglichkeit, bei der Bremsung Strom in das Netz
zurückzuschicken, von welchem der Motor vorher gespeist wurde. Dazu
ist nöthig, 1) dass der Motor als Generator Strom im umgekehrten
wickelung beschränkt werden. Man erreicht dies, indem man für die
Anker nicht kompakte Eisenstücke verwendet, sondern sie aus Blechen
zusammensetzt. Die Wirkungsweise dieser Methode wird im Abschnitt XII
besprochen werden.
!) Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man zu der Ansicht kommen,
dass die Energie der Wirbelströme direkt aus der elektrischen Arbeit des
Generators entnommen werde, weil dieser die Magnete der Wirbelstrombremse
erregt. Dies ist indess nicht der Fall, denn jener Erregerstrom schafft
durch die Magnetisirung nur die Verhältnisse, welche die Bildung von
Wirbelströmen ermöglichen. Die Aufrechterhaltung des magnetischen Zu-
standes der Pole kostet aber keine Arbeit als diejenige, welche in der
Erregerwickelung in Wärme umgesetzt wird und auch umgesetzt werden
würde, wenn die Wiekelung gar nicht zur Erregung von Magneten diente.
(8.29). Die Arbeit der Wirbelströme wird also direkt aus der Bewegungs-
energie der Scheibe und den mit ihr gekuppelten Massen entnommen.