XI. Ankerrückwirkung.
Die in den vorangehenden Kapiteln abgeleiteten Eigenschaften
der Elektromotoren werden von einem Vorgang noch etwas modifiirt,
dessen Einfluss für ihre Konstruktion und ihren Betrieb von Wichtig-
keit ist, nämlich von der Magnetisirung des Ankers durch seine
eigenen Windungen. Das magnetische Feld, welches den strom-
durchflossenen Ankerwindungen den Antrieb giebt, ist bisher erzeugt
gedacht worden allein durch die äusseren Magnetpole bezw. durch
die Amperewindungen der „Erregerspulen“, welche über die Magnet-
schenkel geschoben sind. Bei schärferem Hinblick erkennt man
aber leicht, dass ausser diesem Felde noch ein anderes vorhanden
ist, welches von den Amperewindungen der Ankerspulen hervorge-
rufen wird und ebenfalls längs des Ankerumfanges vertheilte radiale
Kraftkomponenten besitzen muss. Erst die Vereinigung dieses Anker-
feldes mit dem Felde der Pole, welches als das „Hauptfeld“ be-
zeichnet werden möge, ergiebt ein resultirendes „Gesammtfeld“, das
für die Erzeugung der Triebkraft maassgebend ist. Um die Ver-
theilung der Intensität des resultirenden Feldes zu bestimmen, muss
also zunächst die Vertheilung des Ankerfeldes festgestellt werden.
Die Stärke des Ankerfeldes ergiebt sich als die Summe der
magnetischen Kräfte, welche die einzelnen Ankerleiter an jeder
Stelle erzeugen. Es ist daher zunächst das magnetische Feld zu
betrachten, welches ein beliebiger gerader stromdurchflossener
Leiter herstellt. Experimentell erhält man leicht ein Bild von
diesem Felde, wenn man ein Kartonblatt mit einem Loch versieht,
einen Leiter hindurchzieht, senkrecht darauf stellt und auf das
Blatt Eisenfeilspähne streut. Der Versuch zeigt, dass die Kraftlinien
des Leiters koncentrische Kreise sind, welche um so weniger dicht
an einander liegen, je weiter sie von dem Leiter entfernt sind, da
die magnetische Kraft mit der Entfernung abnehmen muss. Ent-