Stromstärke und Strommessung. 3
Offenbar lässt sich dieses Gesetz aber erst dann für die Technik
fruchtbar verwerthen, wenn allgemein anerkannte und leicht reprodu-
eirbare Einheiten vorhanden sind, in denen die darin vorkommenden
Grössen ausgedrückt und gemessen werden können. Bei der gewal-
tigen Höhe der Kapitalien, welche der Vertrieb von Elektricität heut-
zutage in Umsatz bringt, ist die Aufstellung und gesetzliche Fest-
legung solcher Einheiten auch von grosser volkswirthschaftlicher
Bedeutung.
Die Einheit der Stromstärke. Da der elektrische Strom
sinnlich nicht wahrgenommen werden kann, so lässt sich die Strom-
stärke nicht mit mechanischen Hülfsmitteln direkt messen. Man
ist gezwungen, eine der sinnlich wahrnehmharen Wirkungen dazu
zu benutzen. Für die Aufstellung einer Einheit ist am zweck-
mässigsten die Benutzung der elektrochemischen Wirkung und
speciell die Zersetzung von Metallsalzlösungen. Das Gesetz für
diesen Vorgang ist besonders einfach: Die ausgeschiedenen Metall-
mengen sind der Stromstärke und der Zeit proportional und lassen
sich mit der chemischen Wage leicht mit grösster Genauigkeit be-
stimmen. Für die Feststellung der Stromeinheit ist durch inter-
nationale Einigung eine Lösung von Silbernitrat gewählt wordenz in
welche für die Zuführung und Ableitung des Stromes Silber-Elektroden
eintauchen. (Silber-Voltameter.) Als Einheit ist derjenige Strom
festgesetzt, welcher in einem solchen Apparate sekundlich 1,118 mg
Silber aus der Lösung niederschlägt. Die Stärke dieses Stromes
heisst 1 Ampere.
Das oben erwähnte elektrochemische Grundgesetz liefert nun
eine principiell einfache Methode, beliebige Stromstärken in dieser
Einheit zu messen. Leitet man nämlich den zu messenden Strom
durch ein Silber-Voltameter, und findet man darin eine sekundlich
niedergeschlagene Silbermenge von G' mg, so ist der Strom offenbar
J= - Ampere.
G
ERIT:
Ein solches Verfahren ist indess nur als Feinmessmethode geeignet;
für die Praxis ist es zu umständlich und zeitraubend.
Die in der Technik verwendeten „Amp£remeter“ benutzen meist
die elektromagnetische Kraft des Stromes, d. h. die Zugkraft, welche
ein stromdurchflossener Draht — am besten eineSpirale oder „Spule“ —
auf ein benachbartes Eisenstück ausübt. Hängt man z.B. einen
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