Vorgang der Magnetisirung durch Spulen. 21
nach aussen einfach fortsetzen müssen. Eine Unstetigkeit der Kraft
und der Bewegung am Ende der Spule würde der Natur der Sache
wiedersprechen, denn der Einheitspol befindet sich sowohl inner-
halb wie ausserhalb der Spule im Wirkungsbereiche ihrer einzelnen
Windungen. Wenn sich aber die Bahn der Bewegung ausserhalb
unmittelbar an die innerhalb liegende Bahn anschliesst, so bedeutet
dies, dass die innen und aussen gelegenen Kraftlinien unmittelbar in
einander übergehen. Das dichte Kraftlinienbündel, welches im Innern
der Spule vorhanden ist, breitet sich beim Austritt aus der Spule büschel-
förmig (Fig 2) aus, und alle Kraftlinien treten am anderen Ende der
Spule wieder ein. Jede Kraftlinie ist also in sich geschlossen.
Der Kraftlinienverlauf, welcher soeben für die Spule allein ent-
worfen wurde, bleibt auch bestehen, wenn Eisen in der Spule vor-
handen ist. Die Verstärkung der Kraftwirkung auf eine in der
Nachbarschaft befindliche Magnetnadel bedeutet nur, dass die Kraft-
linien durch das Vorhandensein des Eisens jetzt aussen und mit
Rücksicht auf ihre Kontinuität auch innen dichter verlaufen.
In reinster Form kann man die Vorgänge der Magnetisirung
natürlich studiren, wenn man die Eisenkörper so gestaltet, dass die
Kraftlinien überhaupt nicht in Luft überzutreten brauchen. Diese
Forderung wird z. B. erfüllt, wenn man einen in sich geschlossenen
Eisenring mit Windungen gleichmässig dicht umwickelt. In solchem
Ringe verlaufen die Kraftlinien einfach in koncentrischen Kreisen
und der Vorgang der Magnetisirung ist folgender:
Die ringförmige Drahtspule besitzt eine magnetisirende Kraft,
d. h. sie erzeugt ein magnetisches Feld von bestimmter Intensität,
oder koncentrische Kraftlinien von bestimmter Dichte, auch wenn
sie nicht um einen Eisenring, sondern z. B. um einen Holzring ge-
wickelt oder ganz hohl ist. Ein Einheitspol, in den Hohlraum ge-
bracht, würde also eine Kraftwirkung erfahren. Diese Kraft heisst
die magnetisirende Kraft (5) der Spule, denn sie bildet die Ursache
der Magnetisirung, welche man erhält, wenn man den Hohlraum mit
Eisen anfüllt. Ist Eisen in, der Spule, so nimmt man wahr, dass
die magnetische Kraft im Innern grösser ist, als sie ursprünglich in
der hohlen Spule war. Die gewonnene Kraft heisst „magnetische
Induktion“. 5 sowohl wie 8 werden, wie alle magnetischen Kräfte,
in Dynen gemessen. Das Verhältniss 8:5 = giebt einen Maass-
stab für die Leichtigkeit, mit welcher sich verschiedene Eisensorten
magnetisiren lassen, und wird: „Permeabilität“ genannt.