36 II. Grundgesetze des Magnetismus.
Wie der in Fig. 3 gezeichnete Magnet auf das benachbarte
Eisenstück, so übt auch jeder Magnetpol einer elektrischen Maschine
auf das ihm gegenüber liegende Stück des eisernen Ankers eine
Zugkraft aus. Ist der Anker vollkommen centrisch gelagert, so dass
der Abstand von den Polen überall gleich ist, und sind die Pole
sämmtlich gleich stark magnetisirt, so werden offenbar die Zugkräfte
je zweier gegenüberliegender und darum auch die Kräfte aller Pole
sich gegenseitig aufheben (Fig. 5, 8, 9). Liegt der Anker aber
excentrisch, etwa infolge einer Durchbiegung der Welle nach unten
gesenkt, so wird der Abstand von den oberen Polen grösser und
die Zugkraft auf den Anker deshalb kleiner als die der unteren
Pole. Die einseitige magnetische Kraft, welche unter diesen Um-
ständen auftritt, sucht also das Uebel noch zu verstärken und würde
mit einer Vergrösserung der Durchbiegung der Welle noch weiter
wachsen.
MO +7
Fig. 14. Fig. 15.
Genau genommen ist es weniger die Veränderung des Abstandes
der Ankerflächen von den Magnetpolen, welche den einseitigen Zug
hervorbringt, als die Aenderung der Polstärke selbst. Die magneto-
motorische Kraft der Schenkelwickelungen, welche die Magnetisirung
der Pole besorgt, kann nämlich nach dem Grundgesetz des magne-
tischen Kreises bei grösserem Abstande des Ankers wegen der Er-
höhung des magnetischen Widerstandes nur eine geringere Kraft-
linienzahl in den Anker hineinschicken. Um zu erkennen, in welchem
mathematischen Zusammenhang die Kraftlinienzahl mit der Zugkraft
steht, muss man anknüpfen an das Grundgesetz der magnetischen
Kraft, d.i. an 61.88.12. Da diese Gleichung auf den Begriff der
magnetischen Massen zurückgreift, so möge zunächst von der Vor-
stellung ausgegangen werden, dass die Polflächen sowohl wie die
gegenüberliegenden Ankerflächen gleichmässig mit positiven und
negativen magnetischen Massen belegt sind, und dann möge die Be-