74 VI. Nebenschluss-Motor und Nebenschluss-Generator.
strom ohne zu starke Erhitzung nicht dauernd ertragen; sie müssen
also für Tourenregulirung besonders eingerichtet werden.
Grössere Motoren pflegt man häufig, sehr grosse Motoren stets
mit „Flüssigkeitswiderständen“ anzulassen, weil Drahtanlasser zu
grosse Dimensionen erhalten müssten. Ein Flüssigkeitswiderstand
besteht aus einem Wasserbade, welches durch Auflösung von Pott-
asche oder Soda leitend gemacht ist und welchem der Strom durch
je eine eintauchende Blechplatte zu- und abgeleitet wird. Im ein-
zelnen in der Konstruktion verschieden, werden diese Widerstände
alle dadurch regulirbar gemacht, dass man die Blechplatten mehr
oder weniger tief eintaucht und daher dem Strom in der Flüssig-
keit einen mehr oder weniger grossen Querschnitt bietet. Solche
Anlasswiderstände werden zwischen B und C (Fig. 28) statt der
direkten Verbindungsleitung vor den Anker geschaltet. Zwischen A
und D kommt wie gewöhnlich der Tourenregulirwiderstand, welcher
hier gleichzeitig als „Oeffnungswiderstand“ benutzt werden kann.
Für besondere Zwecke, wo automatisches Anlassen nothwendig ist,
wie z. B. bei Aufzügen, sind besondere Anlasser konstruirt worden,
bei denen der Anlasswiderstand durch irgend eine von dem Aufzugs-
wärter ausgelöste äussere Kraft automatisch ausgeschaltet wird. Für
die Ausführung dieses Princips giebt es viele Möglichkeiten. Die Firma
Schuckert verwendet u. a. einen Hilfsmotor, Siemens & Halske
benutzen einen Centrifugalregulator und bei den Anlassern der A.E.-G.
wird durch einen Zug am Steuerseil eine durch ein Gesperre gehal-
tene Bürste freigegeben, welche, durch eine Ankerhemmung zurück-
gehalten, an der vertikal gestellten Kontaktreihe der Anlasswiderstände
langsam heruntergleitet. Auch für automatische Tourenregulirung
sind zahlreiche Konstruktionen vorhanden, bei denen der Regulir-
hebel durch eine von der vorhandenen Tourenzahl abhängige Kraft
automatisch gedreht wird.
Einen Nebenschlussmotor von der in Fig. 28 dargestellten Schal-
tung kann man ohne Weiteres auch als Generator benutzen, indem
man die Erregerwickelung nach wie vor von einer besonderen Strom-
quelle aus speist, und den Anker, wie beim Magnetgenerator, künst-
lich durch eine Kraftmaschine dreht. Die auf $. 63 dargestellten
Gesetze des Magnetgenerators gelten hier unverändert ebenfalls.
Bekanntlich ist aber die Erregung des Generators dnrch eine
äussere Quelle nicht nothwendig, denn die modernen Gleichstrom-