716 VI. Nebenschluss-Motor und Nebenschluss-Generator.
Die Verbindung beider muss offenbar so geschehen, dass der Erreger-
strom Kraftlinien von derselben Richtung wie die remanenten in
den Magnetschenkeln erzeugt. Aber auch wenn diese Forderung
erfüllt ist, kann eine Verstärkung der Magnetisirung nur erreicht
werden, wenn dem wirksamen Erregerstrome nach der Magnetisirungs-
kurve des Eisengestelles (Fig. 13 S. 35) eine höhere Kraftlinienzahl als
die remanente entspricht. Ist dies der Fall, so erköhen der Magnetis-
mus und der von ihm inducirte Strom gegenseitig ihre Stärke bis zu
einem Gleichgewichtszustande. Die modernen Magnetgestelle erfüllen
diese Bedingung fast ausnahmslos. Nur bei kleinen Typen liegt
wegen des verhältnissmässig grossen Luftzwischenraumes zwischen
Magnetpolen und Anker die Magnetisirungskurve häufig so niedrig,
dass eine Selbsterregung nicht eintritt. Sehr kleine Generatoren,
welche heutzutage allerdings nur selten verwendet werden, stattet
man daher besser mit permanenten Magneten aus.
Wenn also die Aufgabe gestellt wird, einen Nebenschlussmotor,
dessen Schenkelwickelung die Bedingungen der Selbsterregung erfüllt,
zu einem Nebenschluss-Generator herzurichten, so muss nur noch
die Frage beantwortet werden, ob der Sinn des Stromflusses in der
Erregerwickelung der richtige wird, wenn der Anschluss dieser
Wickelung an den Anker derselbe bleibt, wie beim Motor, oder ob
man etwa die angeschlossenen Enden mit einander vertauschen
muss. Dabei möge vorausgesetzt werden, dass der Anker bei beiden
Betriebsarten denselben Drehungssinn behalte. Da in diesem Falle
im Anker des Generators ein Strom vom entgegengesetzten Sinne
indueirt wird, als er in den Motoranker hineingeschickt werden
musste, so fliesst der Ankerstrom in Fig. 30b von rechts nach links,
während er in Fig. 30a von links nach rechts fliesst. Die Strom-
richtung in der Erregerwickelung ergiebt sich nun bei beiden aus
Folgendem: Beim Motor verzweigt sich der von aussen (A) zuge-
führte Strom als Hauptstrom in Anker und Erregerstrom; beim Gene-
rator dagegen ist der Ankerstrom der Hauptstrom, weil der Anker
die Stromquelle bildet, und der Erregerstrom und der nach aussen
geführte sind seine Zweigströme. Hält man dies fest und zugleich
die obige Bemerkung über die Verschiedenheit der Stromrichtung
im Anker von Motor und Generator, so erkennt man aus Fig. 30aundb
leicht, dass der Strom in der Erregerwickelung bei beiden im gleichen
Sinne, in den nach aussen führenden Leitungen aber im umgekehrten
Sinne fliessen musss. Mit der gleichen Richtung des Magnetisirungs-
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