Full text: Grundzüge der Wechselstrom-Technik

   
  
98. — 
muss jede Wechselstrommaschine Selbstinduktion besitzen. Schon 
aus diesem Grunde, ganz abgesehen davon, dass in den meisten 
Wechselstromkreisen durch eingeschaltete Transformatoren, Elektro- 
motoren, Bogenlampen und deren Drosselspulen erhebliche Beträge 
von Selbstinduktion vorhanden sind, muss eine erhebliche Verzöge- 
rung der Phase der Wellenlinie des Stromes gegen die Wellenlinie 
der EMK eintreten. 
Denken wir uns nun, eine Ankerspule s bewege sich vor den 
Feldmagneten I und II vorüber (vergl. Fig. 63), so empfängt sie 
bekanntlich in der Stellung a die stärkste Induktion, die in ihr in- 
duzierte EMK erreicht in dieser Stellung den höchsten Wert. Wenn 
dagegen die Mitte der Spule mit der Mitte des Poles zusammen fällt, 
die Spule also dem Pole am nächsten ist, wird die induzierte 
EMK Null. 
Wäre keine Selbstinduktion im Stromkreise vorhanden, so würden 
die EMK und der dadurch im Anker er- 
zeugte Strom gleiche Phase haben, dann 
würde auch der Strom gleichzeitig mit der 
EMKin der Stellung «a sein Maximum haben 
und gleich Null sein, wenn die Spule s sich 
gerade vor einer Polmitte befände. Wäre 
keine Selbstinduktion im gesamten Strom- 
kreise vorhanden, so würde das Magnetfeld 
nicht merklich durch den Ankerstrom ge- 
ändert werden. 
Wenn aber infolge der Selbstinduktion 
der Strom sein Maximum erst später erreicht, 
so wird z. B. die Spule schon etwa in die 
Stellung 5 gekommen sein, wenn erst der Strom infolge der Phasen- 
differenz seinen höchsten Wert annimmt. In dieser Lage £ aber 
sind die in der Spule durch den Strom erzeugten Kraftlinien denen 
des Feldes II entgegengesetzt, sie werden also einen Teil der Kraftlinien 
dieses Feldes vernichten, das Feld in seiner Gesamtheit schwächen; 
andererseits wird eine ungleiche Verteilung der Kraftlinien innerhalb 
des Feldes veranlasst werden. In dem hier gezeichneten Falle ß 
würde z. B. der rechts gelegene Teil des zweiten Feldes stärker 
werden, als der linke Teil. 
Nun wäre aber auch der Fall denkbar, dass eine sehr bedeutende 
Kapazität im Stromkreise oder eine ähnlich wirkende Ursache vorhanden 
wäre; diese veranlasst bekanntlich ein Voreilen der Welle des Stromes 
vor der Welle der EMK, verursacht also eine negative Phasenver- 
schiebung. Dergleichen Fälle werden nicht sehr häufig vorkommen ; 
es könnte aber doch ähnliches stattfinden, wenn z. B. eine Wechsel- 
Fig. 63. Veranschaulichung 
der Rückwirkung des Ankers 
auf das Magnetfeld. 
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
      
   
     
   
   
   
   
  
  
  
   
     
	        
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