Man wählt die Periode so gross, dass einerseits die Schwingungs-
dauer des Voltmeters oder Galvanometers ohne Belang wird, und
anderseits der Beobachter genügend Zeit hat, in beliebig vielen
Punkten der Periode den Stand der Nadel sicher anzugeben.
Man verfährt zur praktischen Durehführung des Versuches
folgendermassen: Irgend eine drehbare Scheibe (z. B. die Riemen-
scheibe einer leer gehenden Dynamomaschine), die an einer Stelle
Hhres Umfanges mit einer Schleifbürste Kontakt macht, wird mittels
Riemen direkt von der Riemenscheibe des Weehselstromerzeugers
oder eines Synchronmotors derart angetrieben, dass ihre Umlaufszahl
sich zu derjenigen des Stromerzeugers sehr nahe verhält wie die
Polzahl des Stromerzeugers oder Motors zu einer geraden Zahl.
Der Unterschied zwischen der Umlaufszahl der Scheibe und der des
mit der Periodenzahl des Wechselstromes rotierenden Motors darf
aber nur sehr gering sein. Diesen geringen Gescehwindigkeitsunter-
schied erreicht man leicht dadurch, dass man die treibende und an-
getriebene Riemenscheibe möglichst gleich gross wählt und kleine
Unterschiede des Durchmessers durch Aufkleben von Papierstreifen
herstellt. Auf die angetriebene Riemenscheibe wird eine hölzerne
Scheibe mit einer Kontaktstelle befestigt und auf dem Rand dieser
Scheibe gleitet eine Kontaktfeder. Zwischen diese Feder und einen
der beiden Punkte, deren Spannungsdifferenz gemessen werden soll,
wird das zur Messung dienende Galvanometer oder Voltmeter ge-
schaltet. *) Der rotierende Scheibenkontakt wird etwa durch einen
Schleifring mit Feder mit dem anderen der beiden Punkte verbunden,
deren Spannungsunterschied bestimmt werden soll.
Bei einer Anlage mit 50 Perioden wurden z. B. zwei Riemen-
scheiben von 120 mm Durchmesser verwendet und die Schlüpfung
derselben durch Aufkleben von Papierstreifen auf 0,00016 gebracht.
Dadurch wurde die Periode des Galvanometerausschlages auf zwei
Minuten gebracht. Dies ist Zeit genug, um 40 Beobachtungspunkte
während einer solchen Periode von zwei Minuten aufzunehmen. Der
Voltmeterausschlag verlief sehr ruhig und sehr nahe proportional
den Momentanwerten der Spannung. Dieses Verfahren kann selbst-
verständlich auch leicht zu einem registrierenden umgewandelt
werden.
Drexler?) z.B. liess von dem beweglichen Zeiger des Galvano-
meters die Induktionsfunken eines Ruhmkorff’schen Induktions-
apparates mit sehr hoher Unterbrecherzahl auf ein photographisches
!) Bei einer Anlage mit 100 Volt Spannung z. B. ein Weston’sches Milli-
voltmeter mit 500 Ohm induktionsfreiem Vorschaltwiderstand.
?) Man vergleiche die Beschreibung des Drexler’schen Apparates.
ETZ
1896, 8. 378.