6 Einleitung.
Die Vorgänge im Element nach Anschauungen
der Neuzeit.
Auf Grund der einheitlichen Naturanschauung nimmt man
jetzt allgemein an, dass Licht, Wärme und Elektricität dieselbe
Bewegungsursache, die Schwingungen des Aethers zur Grundlage
haben.
Von diesen Gesichtspunkten aus müssen wir uns auch die
Erzeugung des elektrischen Stromes erklären. Die fortschreitende
Wissenschaft ist zu der Erkenntniss gekommen, dass viele bislang
als unumstössliche Wahrheit geltende Gesetze nur bedingt, das
heisst nur in den Grenzen unserer derzeitigen Naturerkenntniss rich-
tig sind. So hat man die Elektrochemie als die Physik der Moleküle
zu betrachten, über die wir eigentlich noch sehr wenig wissen.
Durch welche Vorrichtungen und Maassnahmen der elektrische
Strom durch Maschinen erzeugt wird, wissen wir ganz genau, aber
durch welche Einwirkung der kleinsten Theile, durch welche Wechsel-
wirkung zwischen festen und flüssigen Körpern, deren Salzen, Säu-
ren oder Metalloxyden der elektrische Strom in den galvanischen
Elementen eigentlich entsteht, bedarf noch genauerer Erforschung.
Vermuthlich wird die chemisch gebundene Wärme der Kör-
per nicht als solche frei, sondern sie wird sofort in Elektricität
ganz oder theilweise umgesetzt.
Ein galvanisches Element ist demnach eine chemische Vor-
richtung zur Erzeugung elektrischer Energie im Kleinen, während
die elektrischen Maschinen auf mechanischem Wege diese Kraft
im Grossen hervorbringen.
In dieser Erklärung sind auch gleich die Grenzen der Ver-
wendbarkeit der galvanischen Elemente angedeutet; sie sind, wie
gesagt, nur für kleine Zwecke, für schwache Ströme geeignet, wie
sie die Schwachstromtechnik und in dieser vor allen die Telegraphie
bedarf. Wer mehr von ihnen verlangt, macht entweder unerfüll-
bare Ansprüche oder muss den erzeugten Strom sehr theuer be-
zahlen, da die Chemikalien, welche in galvanischen Elementen wirk-
sam sind, bedeutend höher im Preise stehen, als der Antrieb elek-
trischer Maschienen durch Dampf, Gas oder Oel kostet.
Nach dieser allgemeinen Uebersicht der Elementtechnik wen-
den wir uns den chemischen und konstruktiven Bedingungen und
Anforderungen zu, welche bei guten Elementen vorhanden sein
müssen.