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Anwendungen.
ad 3) Erst seit der Verwendung des Dynamits als Sprengmittel
ist es gelungen, die meisten Aufgaben der Sprengtechnik in zufrieden-
stellender Weise zu lösen, nachdem man zur raschen und daher auch
billigen Durchführung derselben eines k äftiger wirkenden Spreng-
präparates bedurfte, als es das früher ausnahmsweise in Verwendung
stehende Schwarzpulver uns zu bieten vermochte,
Die Minenwirkung eines Sprengmittels beruht bekanntlich in dem
auf die Umschliessungswände ausgeübten Druck der entstehenden
Explosionsgase. Dieser Druck wird um so grösser sein, je grösser das
aus der Gewichtseinheit des Sprengstoffes entstehende Gasvolumen ist
und je schneller die Umwandlung in Gasform erfolgt. Diese beiden
Punkte sind also für die Wirkung eines Sprengmittels maassgebend und
man beurtheilt nach ihnen seine Brisanz. Minder brisante Spreng-
mittel, wie Schwarzpulver und ähnliche Stoffe, bedürfen zur ürreichung
des Maximums der Gasspannung einer grossen Widerstandsfähigkeit des
sie umschliessenden Mittels, während bei den brisanten Sprengstoffen,
den explosiven Nitrokörpern und den aus ihnen erzeugten Sprengstoffen
(Schiessbaumwolle, Dynamite) dieses Maximum auch dann erreicht wird,
wenn die Umschliessung wenig Widerstand leistet, weshalb sie auch
bei frei auf- oder anliegenden Ladungen ihre Wirkung äussern. Diese
Eigenschaft kennzeichnet eben hauptsächlich die neueren Sprengmittel
und giebt ihnen die hervorragende Stellung in der heutigen Spreng-
technik. Ein weiterer Vorzug der Dynamite ist auch, dass sie weit-
aus widerstandsfähiger als Schwarzpulver gegen Wasser sind.
Bei der Wahl des Sprengstoffes für eine bestimmte Sprengarbeit
kommt vorzüglich die Brisanz desselben in Betracht D.
Sämmtliche Dynamitsorten kommen zumeist, um das Laden der am
häufigsten vorkommenden Bohrlochminen rasch ausführen zu können, in
Patronenform, mit einer Hülle aus Pergamentpapier umgeben, in den Han-
del. Der Durchmesser dieser Patronen ist 23 bis 26mm und die Länge
beträgt 30 bis 50 mm oder 110 bis 130 mm. Die kurzen (30 bis 50 mm
langen) werden auch mit dem besonderen Namen Dynamit-Zünd-
patronen oder Aufsatzpatronen gekennzeichnet. Der Zweck der-
selben wird später erörtert werden. Zum Laden grosser Kammerminen
wird Dynamit auch in Ziegelform laborirt in den Handel gebracht.
Nach der Bestimmung der Art des Sprengstoffes ist die Bestimmung
gegenüber der Handbohrarbeit näher beleuchten, findet sich in dem Werke
von Mahler und Eschenbacher, „Die Sprengtechnik ete.“, Wien 1881.
!) Von den beiden in Oesterreich-Ungarn zu Zamky bei Prag und Press-
burg befindlichen Dynamitfabriken werden folgende (nach dem Grade ihrer
Brisanz geordnet) Dynamitsorten erzeugt: Sprenggelatine, Kieselguhr-Dynamit
Nr. I, Cellulose-Dynamit Nr. I und II, Dynamit neu Nr. I, II und III.
Angaben über die Wahl des Sprengstoffes für die verschiedenen Spreng-
arbeiten sind ebenfalls in dem Werke von Mahler und Eschenbacher ent-
halten.