Der elektrische Funke. 27
funke durch die Unterbrechung des Stromkreises eines einzigen kurz
geschlossenen Bunsenelementes oder Accumulators hervorbringen, wäh-
rend bei Elementen mit grossem innerem Widerstande selbst bei Kurz-
schluss hierzu eine grössere Anzahl nothwendig ist. Es zeigen beispiels-
weise 48 hinter einander geschaltete Pappelemente von Siemens und
Halske noch keinen merklichen Oeffnungsfunken, weil der Widerstand
eines solchen Elementes zwischen 20 und 30 83% gelegen ist.
Wenn man die Spannung und den Strom der Stromquelle ent-
sprechend gross wählt, kann man die Erscheinung des Oeffnungsfunkens
zu einer dauernden machen und man erhält dann den sogenannten
elektrischen Flammen- oder Lichtbogen; denn auch bei diesem müssen
vor seiner Entstehung zunächst die beiden Elektroden (Metall- oder
Kohlenspitzen) in Berührung gebracht und hierauf erst von einander
entfernt werden. ‚Der Lichtbogen beginnt also als einfacher Oeffnungs-
funke und es kommen bei der Trennung die sich zuletzt berührenden
Theilchen der Spitzen zum Glühen. Diese zum Glühen gebrachten
Theilchen werden losgerissen und bilden nach der weiteren Trennung
der Elektroden zwischen denselben eine leitende Verbindung, wodurch
ein dauerndes Uebergehen des Stromes von Spitze zu Spitze und ein Mit-
glühen der zwischen diesen befindlichen Luft bewirkt wird. Alle diese
Ursachen in ihrer Zusammenwirkung bedingen den Lichtbogen. Dass
bei demselben ein Losreissen und Verdampfen oder Verbrennen der
materiellen Theilchen der Spitzen stattfindet, geht schon aus dem Um-
stande hervor, dass die Elektroden nach und nach verzehrt werden, und
zwar ist dies bei der positiven Elektrode stets in stärkerem Maasse als
bei der negativen Elektrode der Fall, weshalb es auch für die längere
Erhaltung des Lichtbogens eine unerlässliche Bedingung ist, dass die
beiden Spitzen in dem Maasse ihrer Verflüchtigung wieder einander
genähert werden müssen. Es findet dabei jedoch auch ein Uebergang
von glühenden Elektrodentheilchen’ von einer Spitze zur anderen statt,
wie dies neuerdings durch eine interessante Erscheinung bei den von
v. Lang angestellten Versuchen zur Bestimmung der elektromotorischen
Gegenkraft des elektrischen Lichtbogens nachgewiesen wurde. Bei der
Herstellung des Lichtbogens zwischen einem Kohlenstäbchen als posi-
tiver und einem Platinstäbchen als negativer Elektrode zeigte sich näm-
lich an dem Platinstäbchen ein aus abgelagerten Kohlentheilchen bestehen-
der, genau in den Krater des Kohlenstäbchens passender Ansatz.
Bei den gewöhnlichen, nur einen Moment andauernden Oeffnungs-
und Schliessungsfunken haben wir es, da sie sich nur in der Zeitdauer
von der Erscheinung des elektrischen Lichtbogens unterscheiden, mit
einem dem vorigen ähnlichen Vorgange zu thun. Spectralanalytische
Untersuchungen des zwischen Metallflächen oder Spitzen überschlagenden
elektrischen Funkens haben auch gezeigt, dass derselbe aus verdampfen-
den oder verbrennenden Metalltheilchen und glühender Luft besteht, so
dass wir ihn als einen für einen Augenblick bestehenden Canal betrachten