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von Köln, den man als einen beſonderen Günſtling des Kaiſers
betrachtete und zugleich auch als einen beſonders heftigen Feind
der neuen Lehre und ihrer Anhänger. Man hatte den Grafen
einſtweilen wiſſen laſſen, daß er fich zu Augsburg nicht bloß
wegen Hochverraths gegen den Kaiſer, jondern auch wegen
Friedensbruhs gegen harmloſe Nachbarn zu verantworten haben
werde. Seine Brüder durften die Sache leichter nehmen. Sie
fonnten in Augsburg auf einflußreiche Gönner hoffen, vor allem
auf den Herzog Wilhelm von Cleve, der damals bei dem Kaiſer
und König Ferdinand viel galt, weil man ihn gut brauchen
fonnte. Dieſer clevefche Herzog war ihrer noch lebenden
Mutter Teiblicher Bruder, Wolrad aber, aus der erſten Ehe
des Vaters, entbehrte dieſe mächtige Verwandtſchaft. Beide
jungen Grafen ftanden noch in den Jahren, wo man friſcher in
die Welt hinausſieht, der eine war 27, der andere 26 Jahre
alt. Wolrad dagegen hatte beinahe ſhon das vierzigſte Jahr
erreicht. Die jüngeren Brüder waren noch unverheirathet, er
aber jeit zwei Jahren mit einer innig geliebten jungen Frau,
Gräfin Anaſtaſia von Schwarzburg, verbunden, die ihm Ichon
ein Töchterchen geboren hatte. Daß er Weib und Kind in
dieſen Zeiten jchußlos zurülaſſen mußte, war nicht der ge
ringſte Theil ſeines Kummers, denn wer bürgte dafür, daß er
niht als Geächteter ſeiner Heimath für immer den Rüden
kehren mußte ?
Je näher man Augsburg kam, deſto deutlicher zeigten. fich
die Merkmale der traurigen Zuſtände, unter denen die Geſin-
nungsgenoſſen der Grafen damals ſeufzten. Schon in Nürn-
berg war alles voll Angſt und Verwirrung über die weiteren
Pläne des Kaiſers in Bezug auf Religion und bürgerliche
Freiheit. Jn der Reichshauptſtadt Weißenburg begegneten die
Augen der zum Thore Einreitenden zuerſt den kaiſerlichen
Fahnen, als Zeichen, wer jeht hier der wahre Herr ſei. Bei
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