Full text: Aus einem Tagebuche des sechzehnten Jahrhunderts

   
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Bäder, 
Klimas. 
Der „geharniſhte Reichstag“ verleugnete auch darin ſeinen 
Charakter nicht, daß es häufig in den Straßen der Stadt zu 
blutigen Auftritten unter dem Kriegsvolk aller Nationen kam. 
Nichts Gefährlicheres konnte es für den Kaiſer geben, als ſolche 
Scenen, und es geſchah alles Mögliche, um fie zu vertuſchen. 
Zwar fam es in Augsburg niemals ſo weit, wie im Lager vor 
Halle, wo einmal Spanier und Deutſche eine förmliche Schlacht 
geliefert und auf ſpaniſcher Seite ſiebenzig, auf deutſcher acht- 
zehn Todte gezählt worden waren, wo ein ſpaniſcher Grande 
ſeinen Verſuch einer Friedensſtiftung mit einem tödtlichen Bade 
in der Saale bezahlt hatte, wo der Erzherzog Maximilian von 
dem wühenden Haufen inſultirt und verwundet worden war 
und der Kaiſer ſelbſt honigſüße Worte hatte geben müſſen : 
„Liebe Deutſche, ih weiß, Jhr habt keine Schuld!“ — fie 
hatten aber diesmal wirklich Schuld — „gebt Euch zufrieden, 
id will morgen die Spanier hängen laſſen.“ Es mag ihm 
ſauer genug angekommen fein, aber wenn er auch die Spanier 
niht Hängen Ließ, fo durfte er doch auch den deutſchen Rädels- 
führern kein Haar krümmen. 
Als er ſeine Reſidenz in Augsburg aufſhlug, war es das 
Erſte, daß er einige Galgen und Räder als Warnungszeichen für 
ſeine troßige Soldateska mitten in der Stadt vor dem Rathhaus 
aufrichten ließ, und fie find oft genug gebraucht worden. Erhob fih 
ein Streit zwiſchen dem Kriegsvolk, ſo konnte man ſicher ſein, daß 
das Volk für die Deutſchen und gegen die Spanier Partei nahm ; 
jo einmal an den Fleiſhbänken, wo die rüſtigen Fleiſcherknechte 
ihren Landsleuten beiſprangen und eine Anzahl Spanier auf 
dem Plate blieb. Es was dies eines der vielen Symptome 
des tiefen Haſſes, welcher damals das ganze deutſche Volk gegen 
die Spanier erfüllte. Wie unſer Volk von jeher und au damals 
geartet war, gehörte viel dazu, bis fich ein folcher Haß an- 
ſammelte; denn leider war es ja in ſeiner argloſen Gutmüthig- 
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