36
keit nur zu jehr geneigt, fi) die Haut über die Ohren ziehen
zu laſſen und das höchſtens für einen jelfamen Spaß zu halten.
Aber die Spanier betrugen fich niht bloß wie übermüthige
Sieger, ſondern wie eingefleiſchte Teufel; Freund und Feind
war ihnen gleich, und was ſie an unerhörten Schändlichkeiten
aller Art in den Territorien katholiſcher oder mit dem Kaiſer
verbündeter Herren verübten, war faſt no< ärger, als was in
Feindes- und Keterland geſchah. Die deutſchen Landsknechte dieſer
Zeit waren freilich auch feine Zimmer, und Leben und Eigenthum
von Freund und Feind war unter Umständen auch bei ihnen
vogelfrei ; aber weil ſie ihre deutſche Nationalität nicht verleugnen
konnten, brachten fie es nie und nirgends zu jener raffinirten
Beſtialität, welche niht bloß den ſpaniſchen, ſondern ziemlich
allen Soldaten romaniſcher Nationalität gleichſam angeboren
zu ſein ſcheint, ſobald ſie im fremden Land fich die Zügel
ſchießen laſſen zu dürfen glaubten. Jhre kannibaliſche Wolluſt
empörte mit vollem Rechte unſer Volk am allermeiſten, das
von ſolchen Greueln niht einmal eine Ahnung hatte. Man
leſe nur die Schilderung, welche Saſtrow, der Begleiter des
kaiſerlichen Heeres auf dem Zuge von Sachſen nah Schwaben
im Sommer 1547, alfo nach wiederhergeftelltem Frieden, davon
entwirft.
Auch unſer Tagebuch giebt eine Reihe ſelbſterlebter oder
von Andern mitgetheilter Charakterzüge über das Gebahren dieſer
Rotte und die Volfsſtimmung in Deutſchland. Es erwähnt
der nihtswürdigen Vexationen, welche die ſpaniſchen Beſazungen
in verſchiedenen ſüddeutſchen Reichsſtädten, in Halle, Heilbronn,
Ulm, Weißenburg 2c. an der wehrloſen Bevölkerung verübte.
Man Hatte fie hier überall gegen das ausdrückliche kaiſerliche
Wort aufgenommen, daß fie weder die Bewohner, noch die Reli-
gion ſtören dürften. Aber wo ſie einmal fich eingeniftet hatten,
waren beide verloren. So mochte denn die bloße Drohung
(628)