Full text: Aus einem Tagebuche des sechzehnten Jahrhunderts

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
„Die goldene Freiheit hat diefe Bollwerfe aufgethürmt . . . M 
bemerkte er: „Jeßt iſt die Freiheit der Augsburger ſo ziemlich 
von Stroh.“ Und ſo war es auch, denn Karl V. ſtellte jeßt 
den oberſten Bürgermeiſter hier vor, und er war ein ſtrengerer 
als ſeine ſtädtiſhen Kollegen, die der damalige Volkswiß 
„Gurgelmeiſter“ zu taufen pflegte. Wolrad fand es zwar bos- 
haft, aber doc) einigermaßen wahr. Wollte einer der eigent- 
lichen Bürgermeiſter dem kaiſerlichen Kollegen ja einmal ſein 
altes reihsſtädtiſhes Selbſtbewußſein fühlen laſſen, ſo mochte 
er ſih an dem, was dem Bürgermeiſter Jacob Herbrot gerade 
in dieſen Tagen widerfuhr, ein warnendes Beiſpiel nehmen. 
Dieſer Jacob Herbrot gehörte zu Denen, welche im Vertrauen 
auf ihre vollen Geldkäſten, ihre ſtattlihen Häuſer und präd) 
tigen Gärten immer noch nicht begreifen wollten, daß es Zeiten 
geben könnte, wo ihnen das alles nichts helfen follte. Als er 
einmal von dem Kaifer zu einer Privataudienz citirt wurde, 
entſchuldigte er ſi< mit vorgeblihem Unwohlſein. Aber der 
Kaiſer ſchi>te ein Kommando Spanier, welche den ſtolzen Herrn 
aus dem Bette und im ärgſten Negligé über die Gaſſe in den 
Arreſt transportirten. . Das Schlimmſte folgte jedo<h erſt ſpäter. 
Er mußte wegen Mißachtung der kaiſerlihen Majeſtät eine ſehr 
hohe Strafe zahlen, und ſein Amt verlor er ohnedies bald 
darauf, wie alle ſeine Kollegen. Dann, nachdem der Kaiſer 
durch dergleichen Schre>mittel die ohnehin Schon eingeſhüchterte 
Bürgerſchaft ganz geſchmeidig gemacht hatte, griff er aus 
faiſerliher Machtvollkommenheit geradezu in die Verfaſſung der 
Stadt ein, zerſtörte die alte Zunſtordnung und ſette ein ftreng 
patriziſhes Regiment ein. Freilich hatte er wie den Glauben 
jo auch die Freiheit der Stadt zu ſhüßen verſprochen, als ſich 
ihm im Herbſt 1546 die Augsburger unterwarfen. Aber 
Kezeru und Rebellen brauchte man ja nach der Doktrin der 
kaijerlichen Hoftheologen und welfchen Hofjuriften kein Wort 
(634) 
  
  
   
  
  
  
   
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
  
   
   
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