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Fugger, Welſer, Baumgartner, Hochſtetter, das hinter dem Rüden
des Volkes bewerkſtelligt hatten. Ihr Interefje al® Bangiers
der ganzen vornehmen Welt konnte keinen Krieg vertragen, und
es verſtand fi) darum au< ganz von ſelbſt, daß fie faſt allein
in der großen Stadt mit dem alten Glauben niht gebrochen
hatten, weil es der ihrer hohen Kunden war. Das Tagebuch
erwähnt beiläufig der lezen Verſuche, die der trefflihe Schärtlin
machte, um dieſe kleine, aber begreiflich ſehr mächtige Partei
zu beſeitigen. Als er ſah, daß ſeine muthigen und verſtändigen
Vorjehäge zur Vertheidigung dur ihre Intriguen ſtets durc-
kreuzt wurden, habe er den Entſchluß gefaßt, dieſe Leute aus
der Stadt zu verbannen und fi zum Diktator zu machen. Er
ſei aber wieder davon abgeſtanden, indem er mit einem ſeltenen
Beiſpiel von Selbſtverleugnung lieber für ſih Gefahr an Leib und
Vermögen erdulden, als das Blut ſeiner Mitbürger vergießen
laſſen wollte. Es iſt von dieſem Plane Schärtlins ander-
weitig nicht3 befannt. Man weiß nur, daß er alles aufbot,
um den Magiſtrat zum muthigen Ausharren zu bewegen, aber
alles umſonſt, und daß er ihm und der Stadt endlich ver-
achtungsvoll den Rücken kehrte. Die Weichherzigkeit des Motivs
paßt auh nicht auf die derbe und harte Art des Mannes, wohl
aber iſt es charakteriſtiſch genug für unſern Grafen, und nit
bloß für ihn allein, daß er dieſen Zug lobend erwähnt. Es
ſpiegelt ſih eben auh darin jene Scheu vor einem ganzen und
durchgreifenden Handeln, die bald auf edlere, bald auf gemeinere
Triebfedern zurücgeführt werden mag, in jedem alle aber die
Urſache des Unglücks und der Schmach geweſen iſ und immer
ſein wird.
Doch hatten es die andern niht beſſer gemacht als die
Augsburger, obwohl ſie jezt dieſen alle Schuld zufchoben und
nad der gewöhnlichen Art des Maulheldenthums demon-
ſtrirten, daß alles ganz anders gekommen wäre, wenn Jene ſie
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