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„pompöſiſchen“ Reichstages, und der Kaiſer wußte es, wie
geſagt, ſo einzurichten, daß jo oft wie möglich dergleichen auf:
geführt wurde. Der Zufall Half ihm dabei. Der Tod des
nahe verwandten Königs Sigismund von Polen wırde Beran-
laſſung zu prunfenden Erequien am 6. Mai in der Domlirche.
Daran betheiligten ſich die anweſenden proteſtantiſchen Kurfürſten.
Unſer Tagebuch wird hier ganz ſeinem ſonſtigen gemäßigten
Stile untreu. Es kann nicht derbe Worte genug finden, um dieſe
weibiſhe Feigheit zu brandmarken. Was den Grafen noch be-
ſonders kränkte, war, daß auch die Landgräfin Chriſtine von Heſſen
wie eine „Taube“ unter „Krähen“ dabei zugegen war. Obgleich
ſie als Tochter des ſtreng katholiſhen Herzogs von Sachſen,
aber auh niht weniger als Gemahlin des proteſtantiſchen Land-
grafen keine Urſache hatte, die neue Lehre für ſoviel beſſer
in ihren Früchten zu halten als die alte, ſo gehörte ſie doh
zu ihren eifrigſten und treueſten Anhängerinnen. Der römiſche
König Ferdinand hatte ſelbſt einige hohe Heſſen zu ihr geſandt
und hatte bei ihr die Einladung zu dieſer katholiſhen Feier
auf eine Art angebracht, daß fie nicht wohl anders konnte, als
ihr Folge zu leiſten, obgleich fie es mit den ſhwerſten Gewiſſens-
qualen that. Aber wenn fie fich nicht gänzlich alle Hoffnung
auf einen Erfolg des heiligen Werkes, das fie fich zu ihrer
nunmehr einzigen Lebensaufgabe gemacht hatte, der Befreiung
ihres Gemahls, abſchneiden wollte, ſo durfte ſie den Kaiſer und
ſeinen Bruder niht dur< eine Ablehnung beleidigen. Dieſe
Gewiſſensangſt war eben auh ein Stü> der {weren Dornen-
frone des Martyriums, welches die Fürſtin zu tragen hatte.
„Unglaubliche Geduld“ rühmte Graf Wolrad als die größte
Ihrer Tugenden. Die hatte fie in ihrer Ehe auch in glücklichen
Tagen zur Genüge erproben können, — man denfe nur an die
angetraute Nebenfrau, die fie ihrem Gatten zugeſtehen mußte —,
um wieviel mehr aber jest, wo fie, alles vergeffend, nur für feine
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