Karl V. hatte fein Meifterftücd der Staatskunſt vollbracht.
Der jchmalkaldiiche Bund war zeriprengt. Kurfürſt Johann
Friedrih von Sachſen, das Haupt des Bundes, mußte am
Abend des 24. April 1547 vor ſeinem „allergnädigſten Kaiſer
und Herrn“, den er noch eben al8 „Karl, der fich den fünften I
römiſchen Kaiſer nennt“, zu tituliren pflegte, das „Knie beugen“, M
N die ſpaniſhe Reverenz machen, wie das in der damaligen |
| ſpaniſchen Hofſprache genannt wurde. Landgraf Philipp von
Heſſen that wenige Wochen darauf, am Abend des 19. Juni,
„auf dem großen Saale iv des Kaiſers Loſament zu Halle, im
Beiſeyn vieler Herren, Kurfürſten, Fürſten, fremder Potentaten,
Botſchafter, Grafen, Oberften, Befehlshaber und einer großen
Anzahl anderer Leute, ſoviel als ins Gemach gehen und von
außen durch die Fenſter darein ſehen konnten“, gleichfalls den
Fußfall und leiſtete demüthige Abbitte, erwirkte aber nichts
weiter, als daß er fich feiner ewigen Gefangenſchaft zu ver-
ſehen habe. Die anderen Fürſten, Herren und Städte des
Bundes waren den Häuptern entweder ſhon zuvorgekommen in
raſcher und ſ{hmachvoller Unterwerfung oder ihnen jchleunigft
gefolgt. Durch unermeßliche Kontributionen, Lieferungen an
Geſhüß und Kriegsmaterial aller Art hatten fie die Gnade des
Kaiſers und Aufhebung der über ſie verhängten Acht erkauft;
die demüthigen Formen der Ausſöhnung, die Keinem erlaſſen
wurden, mochten im Augenbli> gegen dieſe materiellen Opfer
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irg.