Full text: Aus einem Tagebuche des sechzehnten Jahrhunderts

   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
4 
gar niht in Anſchlag gebracht werden. Mit Recht wurde ihnen 
{hon damals geſagt: hätten ſie nur den vierten Theil deſſen, 
was ſie dem offenkundigen Feinde ihres Glaubens und ihrer 
Freiheit zahlen mußten, daran geſetzt, beide zu vertheidigen, ſo 
würden fie den Krieg jahrelang haben führen fönnen, was 
ebenſoviel hieß, als ihn fiegreich führen. Dergleichen ift in 
ähnlichen Situationen ſtets mit dem gleichen Rechte gejagt 
worden, hat aber niemals verhindert, daß dasjelbe fich ſtets 
wiederholt hat. 
Karl V. war ein zu gewiegter Politiker, um ſeinen Sieg 
zu überfchägen. Er wußte wohl, daß er nur ſo weit Gehorſam 
fand, als die Gegenwart ſeiner Soldateska denſelben erzwang. 
Alles hing daher davon ab, ob er die genügende Truppenmacht 
ſo weit zerſtreuter Gebiete, vom Fuße der Alpen bis zu den 
Küſten der Nordſee, zuſammenzuhalten vermochte. Das war 
aber zumeiſt eine finanzielle Frage. Denn der Soldat jener 
Zeit, der echte, richtige Söldner, machte ſeine Dienſte ganz 
allein vom Beutel abhängig. Wurde er gut und vor allem 
pünktlich bezahlt, ſo war das Größte mit ihm möglich. Stote 
dagegen der Sold, ſo erfolgte fofort Löſung der Disziplin, 
offene Widerjeglichkeitt und eine vollſtändige Zerſplitterung der 
Heere. Nun hatte dieſer „deutſche Krieg“ dem Kaiſer mindeſtens 
drei Millionen Goldgulden gekoſtet, aber alle Strafgelder und 
Kontributionen, alle päpſtlichen Hülſsgelder und die der katho- 
liſchen Reichs\ſtände hatten niht mehr als anderthalb Millionen 
gebracht. Es war eine bedenkliche Ebbe im kaiſerlichen Schate, 
und die Fugger und Welſer, die wohl hätten helfen können, 
waren nicht mehr ſo unbedingt zum Kreditgeben geneigt, wie 
etwa zehn oder zwanzig Jahre früher. 
Sp war e3 jezt die Hauptaufgabe der klugen Männer im 
_Rathe des Kaiſers, neue Geldquellen aufzuſpüren, — ein Ge 
\häft, dem ſie ſi<h mit um ſo größerem Eifer widmeten, als es 
(596) 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.