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auf einen kurzen Sto> fich ſtüßt, an dem eine Schlange fid
empor tingelt, eben durch dieſes Symbol der Schlange als der
Vater der Heilkunde, Aeskulap, gekennzeichnet iſt), zweitens
aber auch eine mehr oder weniger vollſtändige Z e i < enſchrift,
die geſchaffen wurde, als der Künſtler den unbezähmbaren
Drang in ſi< ſpürte, UVeberſinnliches zu ſinnlicher Darſtellung
zu bringen. Ich brauche Sie hier nur an die vielen religiöſen
Symbole, den Fiſh, den Pelikan u. \. w. zu erinnern. Jn der
profanen Kunſt verdanken die Flügelgeſtalten, die Löwen als
Sinnbilder der Kraft, die Sphinxe und vieles andere dieſem
Streben ihr Daſein. An alle ſolhe Symbole werden wir uns
in unſerer weiteren Betrachtung nicht kehren. Ob man in ihnen
eine hohe Errungenſchaft des künſtleriſhen Strebens ſteht, ob
man ſie als unentbehrlichen Nothbehelf betrahtet oder ob man
der Anſicht iſt, daß ſie eine gänzlich unberechtigte Erfindung
ſeien, ſoll uns hier weiter nicht kümmern, wir haben mit der
Thatſache zu rechnen, daß Symbole in der Kunſt aller Zeiten
vorkommen, und damit müſſen wir ihnen, wenn wir gerecht
ſein wollen, auh ihre Berechtigung zugeſtehen. Finden wir
alſo bei einem Kunſtwerk — ih erinnere Sie beiſpielsweiſe an
unſeren Gladbacher Altarſchrein von Meiſter Narings — irgend
ein Bauwerk, eine Säule und dergl. auf Löwen geftüßt, ſo
ſind das eben feine Löwen in Wirklichkeit, ſondern ſie bedeuten
nur die edle Kraft. Da alles, was die eigentliche Kunſt ver-
wendet, auch im Kunſthandwerk vorkommt, ſo werden wir alſo
auh für dieſes den Gebrauch ſolcher Symbole ohne weiteres
als berehtigt zugeben müſſen. Neben der Symbolik macht jede
Kunft auch einen weiten Gebrauch von der Ornamentik,
Jede Kunft fcheut leere Flächen irgend welcher Art und ſucht
diejelben dur< Bekleidung mit allem möglichen zu theilen und
zu verzieren. Dieſe Verzierungen, das ganze Gebiet der
Ornamentik, ſind Jhnen zur Genüge bekannt. Sie brauchen
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