Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
12 
jo ift er verpflichtet, miv auch die Beine und den Stübpunft 
der Beine dieſer beiden Träger zu zeigen, ſonſt habe ih zwei 
Träger, die auf nichts drauf ſtehen, alſo ſelbſt nit gejtügt 
find und folglich auch nicht ftügen können. Das iſt ein hand: 
greiflicher Widerjpruch in fich, und man follte denfen, daß er 
in Wirklichkeit nirgendwo vorkommen könnte. Nım durchtwandern 
Sie aber, bitte, die Straßen irgend welcher Stadt, und Sie 
können zu Dubenden Balfon- oder Erker- oder Ausbauträger 
finden, welche überhaupt nur Halb find, und von dieſen halben 
Trägern klebt wiederum ein großer Theil einfach unter dem 
Balken in wagerechter Linie dran. Nun verſuchen Sie einmal 
von irgend einer Grundlage aus, Jhren ganzen Oberkörper bis 
in die Mitte der Oberſchenkel frei jchwebend in die Leere hinang 
auszuftveden. Ob Jhnen das wohl gelingt? Dieſe armen 
Balkonträger aber haben nicht nur dieſes Kunſtſtück zu voll: 
führen, ſondern fie müfjen auch noch die ſ{hwere Laſt, die auf 
ihrem wagerecht geftredten Leibe ruht, vollftändig tragen. So 
wenigſtens will der Stuccateur es mir weis machen. Wir 
laſſen uns das aber niht weis machen. Jt der Stuccateur 
geſchi>ter, ſo ſtellt er den Träger niht wagerecht, ſondern im 
Winkel von 45°, Leider hat er aber auch hierbei in weitaus 
den meiſten Fällen vergeſſen, daß ih mich frage, wo denn dieſer 
Träger darauf ſtehen kann. Jh kann mir ja denken, daß der 
Träger mit ſeinem unteren Ende in der Wand drin ſte>t, aber 
wenn ich dann mir die Lage ſeiner Beine berechne und finde, 
daß er damit jo etwa in der Hälfte der Fenfteröffnung aus: 
fommen würde, jo muß ich mir wieder jagen, daß der Mann 
da nicht ſtehen kann, weil es in dieſer Höhe keinen Boden im 
Hauſe giebt. Alſo kann ih auch den fehräg ftehenden Träger 
nur dann gebrauchen, wenn ih für ſeine Beine irgendwo einen 
feſten Stüßpunkt entweder wirklih ſehe oder mir denken kann. 
Zuhülfenahme irgend einer Symbolik nüßgt mir hier nichts; 
(702) 
  
   
  
     
  
  
  
   
    
     
  
  
  
  
    
     
  
  
   
    
  
   
  
  
Pr my Zn 
> u. {mn 
In 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.