Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

   
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glaubte anbringen zu müſſen. Eine Säule hat die Beſtimmung, 
etwas zu fragen, und was tragen dieſe beiden Liſenen hier? 
Gar nihts. Alſo erfüllt die Säule ihre Beſtimmung nicht und 
alſo gehört ſie nicht hierher. Sie meinen, das müſſe auch ein 
ſehr ungeſchi>kter Schreiner geweſen ſein. J< kenne ihn nicht, 
weiß Daher nicht, ob er geſchi>t oder ungeſhi>t war. Das 
aber weiß i< ganz genau, daß auch unſere geſchi>teſten Meiſter 
oder Kunſtſchreiner derartige Ungeſchiktheiten heutzutage noch 
genug begehen, und ih kenne irgendwo einen gothiſhen Schreib- 
tiſch, der im Uebrigen recht geſhi>t und 
hübſch entworfen und angefertigt iſt, oben ul 
aber zu beiden Seiten einer ganz paſſenden 
Galerie Flankirthürmchen mit Zinnen zeigt. | 
  
  
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Solche Thürmchen waren in der guten © 
Zeit der Ritterburgen dazu beſtimmt, daß EEE 
die Bewaffneten fich drauf ftellten und | 
zwiſchen den Oeffnungen der Zinnen hin- | 
durch auf die unten nahenden Feinde herab: | a 
hoffen. Auf was für einen Feind ſollen Abbildung 2. 
, e N Aus München-Gladbach. 
denn nun hier die unſichtbaren Bewohner 
meines Schreibtiſches hinabſchießen? Auf mi<h? Denn ich nahe 
ihm doh am meiſten. Oder ſollen ſie die böſen Geiſter, welche 
beim Schreiben meinen Gedankengang ſtören könnten, zu meinem 
Beſten von oben herab beſchießen? Kurz, Sie ſehen, der ſehr 
tüchtige Kunſtſchreiner, der das Stück gemacht hat, hat hier etwas 
topirt, wobei er ſich nichts Rechtes gedacht hat. Ja, hätte er eine 
ſo freie Phantaſie und geſchi>te Geſtaltungskraft beſeſſen, daß er 
mir meinen ganzen Schreibtiſch als eine einzige große Ritterburg 
fomponirt hätte, ſo hätte ih gegen die Flaukirthürmchen mit ihren 
Zinnen gar nichts einzuwenden. — Jn einem fchönen Saale eines 
öffentlichen Gebäudes unſerer Stadt ſind die Eingangsthüren von 
innen, nicht etwa von außen, gleichfalls mit gothiſchen Zinnen 
Sammlung. N. F. XIII. 307. 2 (707) 
  
    
	        
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