Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Ganz beſonders habe ich gefunden, daß unſern neueren 
Künſtlern bei den oft ganz prachtvollen Kannen, fei es aus 
Metall, ſei es aus anderem Material, der Henkel Schwierig: 
fetten macht. 
  
Abbildung 8. 
Aus: Vorlagen für Gold- und Silberarbeiten, 
vorwiegend nach Entwürfen der hervor- 
ragendſten Meiſter der Neuzeit. Wien (R. 
v. Waldheim). Taf. 16. Radirung von 
Virgil Solii. Auch in V. Teirich, Blätter 
für Kunſtgewerbe, T. Band, Heft 11. 
  
dicht als ob es fchwer wäre, einen Henkel zu 
machen und dieſen paſſend zu 
verzieren, Nein, das ift ja 
gar fein Kunftftüick, aber man 
muß originell fein, originell um 
jeden Preis, und wenn man in 
dieſem Streben nach Originellem 
auch den größten Unſinn hervor- 
bringt, das thut nichts. Viele 
unſerer neueren Künſtler kehren 
den Saß des alten Weiſen: 
„Allen gefallen iſt \{wer“ in 
der Weiſe um, daß fie zu ihrer 
Richtſchnur den Grundſaß nch- 
men: „Keinem gefallen - iſt 
Ihwer.” Sie ſind gewiß, daß 
ſie doch irgendwo Bewunderer 
finden werden, und komponiren 
in dieſer Gewißheit Ungeheuer- 
lichkeiten zuſammen, wie die, 
welche Sie hier auf dieſem Bilde 
(Abbildung 8) ſehen. Es iſt 
eine Kanne, radirt von Virgil 
Solis, entnommen aus V. Teirichs Blättern für Kunſtgewerbe, 
I. Band, Heft XT, auch zu finden in Borlagen für Gold- und 
Silberarbeiten von R. von Walheim, Wien, Tafel XVI. Sie 
haben hier einen ganz wunderbaren Henkel. Mindeſtens zwei 
hoch ſeltſame Geſchöpfe find dur<h ein Metallband mit ihren 
Schwänzen ſo aneinander gebunden, daß ſie einen Henkel dar- 
(716) 
  
  
    
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
          
  
  
  
   
   
  
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