Full text: Allgemeine Theorie des Electrodynamometers

  
  
  
  
  
  
  
  
g EINLEITUNG. 87. 
Der eine der beiden starren Leitertheile ist gewöhnlich unbeweglich, der andere beweglich. 
Werden die beiden Leitertheile von eleetrischen Strömen oder von einem electrischen Strom durch- 
flossen, so werden die wirkenden eleetrodynamisch-ponderomotorischen Kräfte die beiden starren Leiter- 
theile in eine andere relative Lage bringen. 
Sind die Ströme oder ist der Strom stationär geworden, oder von einer sehr schnell, jedoch immer 
periodisch veränderlichen Natur, dann ist der bewegliche Theil in eine von der stromlosen Lage verschie- 
dene Gleichgewichtslage gelangt. 
Aus dieser neuen Gleichgewichtslage kann man auf die Grösse des Productes der zwei Strom- 
intensitäten oder des Quadrates der Stromintensität schliessen; im Falle periodisch rasch wechselnder 
Ströme oder eines solchen Stromes hingegen auf den zeitlichen Mittelwerth des erwähnten Productes 
oder Quadrates. 
Das Electrodynamometer pflegt man auch zur Messung kurz andauernder Ströme anzuwenden. 
Ist einer oder beide der dureh die zwei starren Leitertheile fliessenden Ströme, oder im Falle von 
nur einem Strome, dieser eine Strom von nur so kurzer Dauer, dass sich unterdessen die Lage des beweg- 
lichen Theiles nur unmerklich ändert, so erleidet dennoch während dieser kurzdauernden, gewöhnlich 
aber enereischen Wirkung, die Geschwindigkeit des beweglichen Leitertheiles eine bedeutende, impuls- 
artige Aenderung und es wird dadurch dieser Leitertheil, nach dem Aufhören des Stromes, in gewisse 
Schwingungen versetzt. 
Aus der Amplitude dieser Schwingungen kann man auf das Zeitintegral (auch Integralwerth 
genannt) des Produetes der Ströme oder des Quadrates des Stromes schliessen. 
Einen gewissen störenden, aber immer bestimmbaren, oder in gewissen Fällen vermeidbaren Ein- 
Auss üben die in der Nähe des Eleetrodynamometers etwa vorhandenen Magnete, jedenfalls aber der Erd- 
magnetismus aus. 
$ 7. Definition des allgemeinen Problemes des Electrodynamometers. 
Derjenige Theil der Theorie des Eleetrodynamometers, der sich auf die Gleichgewichts- oder BRuhe- 
Lage des Instrumentes bezieht, das ist, der die statischen, stationären Verhältnisse behandelnde Theil, 
ferner der hierher gehörige Theil der Theorie der electrischen Ströme von kurzer Dauer, ist verhältniss- 
mässig einfacher Natur und schon vollständig bekannt. 
Hingegen ist derjenige Theil der Theorie des Eleetrodynamometers, welcher uch auf den Dewegungs- 
zustand des Instrumentes bezieht, nämlich die eigentliche Mechanik des Electrodynamometers, bis jetzt 
fast gar nicht behandelt worden, obwohl derselbe als Untersuchung gewisser Systeme von Differential- 
gleicehungen der Induction ein theoretisches und als genauere Feststellung der Eigenschaften des Instru- 
mentes ein practisches Interesse besitzt. 
Wir definiren demnach die Aufgabe der strengeren Theorie des Electrodynamometers folgender- 
maassen : 
1. Untersuchung der thatsächlich eintretenden Bewegung des beweglichen Theiles des Instrumentes 
wie dieselbe sich unter dem Einflusse der äusseren ponderomotorischen Kräfte, ferner der ponderomotort- 
schen Kräfte der vorhandenen Ströme oder des Stromes und der etwa noch vorhandenen Magnete, bei 
Beachtung der eleetrodymamischen und der etwa auftretenden electromagnetischen Induchion, gestaltet. 
2. Bestimmung der Intensität der Ströme oder des Stromes als explicite Function der Zeit, das ist, 
für jeden Zeitpunct der Bewegung. 
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.