Die reine Parallelschaltung.
111. Die reine Parallelschaltung der Lampen ist, wie er-
wähnt, die zur Zeit am häufigsten, bei Glühlichtbeleuchtung von
Innenräumen ausschliesslich angewandte Art der Stromvertheilung.
Die Lampen sind dabei zwischen zwei von der Stromquelle kommende
Hauptleitungsstränge einzeln oder gruppenweise angesetzt. Zu jeder
Gruppe führt eine Doppelleitung, von welcher wiederum die einzelnen
Lampen ebenso abgezweigt sind wie die erstere von der Haupt-
leitung (vergl. Fig. 3, S. 8). Bei einer idealen, bis zum Aeussersten
durchgeführten Parallelschaltung müsste zu jeder Lampe 'eine vom
positiven Pole und eine vom negativen Pole der Stromquelle kom-
mende Leityng gezogen sein, welche zusammen nur diese einzige
Lampe speisen würden. Um aber nicht eine allzu grosse Zahl ein-
zelner Leitungen zu bekommen, bewirkt man gewöhnlich die Strom-
zuführung zu jeder einzelnen Lampe nicht von der Stromquelle ab durch
besondere Drähte, sondern vereinigt eine möglichst grosse Zahl der-
selben, soweit sie den gleichen Weg verfolgen, in eine einzige Leitung
(vergl. Fig. 204, Seite 294). Da sich in dieser Hauptleitung die
einzelnen Lampenströme zu einem entsprechend höheren Strombetrage
addiren, so muss sie einen der Stromstärke entsprechend grossen
Kupferquerschnitt erhalten. Am Beleuchtungsgebiete angelangt,
theilt sich die Hauptleitung entweder gleich in einzelne Zweige, die
nach den grösseren Lampengruppen zu laufen, oder sie ist, bei
geeigneten örtlichen Verhältnissen, auch als solche noch weiter ge-
fiihrt, während kleinere Einzelstromkreise von ihr abzweigen. Wie
das Leitungsnetz in speciellen Fällen einzurichten ist, lässt sich nicht
allgemein angeben. Näheres darüber s. unter 212.
Von einer Leitung, bei weleher die Lampen in Serienschaltung
liegen, unterscheidet sich ein Leitungsnetz für Parallelschaltung zu-
nächst durch die grosse Zahl der Einzelstromkreise, welche das Ver-
legen und Verbinden einer beträchtlichen Menge von Drähten bezw.
Kabeln nöthig macht, ferner durch das erheblich grössere Kupfer-
gewicht der gesammten Leitungen. Das letztere ist eine Folge davon,
dass bei der Parallelschaltung die Ströme -für die einzelnen Lampen,
bei der Hintereinanderschaltung dagegen die Spannungen sich addiren.
Wie aber schon in 103 erwähnt, ist der Leitungsquerschnitt von
der Spannung unabhängig.
Der Hauptvorzug der Parallelschaltung ist die verhältnissmässig
grosse Unabhängigkeit der einzelnen Stromkreise vonein-
ander. Durch das zufällige oder willkürliche Auslöschen einer oder
mehrerer Lampen, welehes durch Oeffnen der betr. Stromzweige be-
wirkt wird, wird das Weiterbrennen der übrigen Lampen nicht