Zweites Kapitel.
rung der magnetischen Kraft, die der bewegliche Pol in verschie-
denen Theilen des Feldes erfährt, erklärt auch den Umstand, dass
ein magnetisches Feld einen bestimmten Energievorrath darstellt.
Die Vorstellung von magnetischen Stromlinien ist also der Annahme,
dass die Kraftlinien festen Fäden gleichen, vorzuziehen; sie ist auch
jetzt allgemein angenommen. Sprechen wir trotzdem von einem
Felde, bei dem so und so viel Kraftlinien auf das Quadratcentimeter
kommen, so meinen wir damit, dass der Strom der Kraftlinien so
und so viel mal stärker ist als in dem Felde von der Stärke 1.
Der Leser. wird gut thun, diese Erklärung überall anzuwenden, wo
im Folgenden der Begriff der Kraftlinien vorkommt.
9. Elektromagnetische und elektrodynamische Einheiten.
Kraft. — Jedes physikalische Maasssystem beruht auf den
drei Grundmaassen der Masse, Länge und Zeit, und die ver-
schiedenen Systeme unterscheiden sich nur insofern von einander,
als die absolute Grösse dieser drei Grundmaasse verschieden ist.
So ist in‘ dem metrischen System die Kraft von 1kg* als eine
solche definirt, die, eine Sekunde lang auf die Masse von 1 kg
wirkend, dieser die Beschleunigung der Schwere, also 9,81 m in der
Sekunde, ertheilt. In dem englischen Maasssystem ist die Kraft von
einem Pfund gleich derjenigen Kraft, die, eine Sekunde lang auf die
Masse von einem Pfund wirkend, dieser die Beschleunigung der
Schwere, also 32,2 Fuss in der Sekunde, giebt. In beiden Systemen
ist der Begriff der Kraft auf ähnliche Weise definirt, aber die Ein-
heiten sind verschieden gross. Bei den elektrischen Maassen drückt
man die Kräfte gewöhnlich in viel kleineren Einheiten als in Kilo-
gramm oder Pfund aus. Die Einheit der Kraft erhält man, wenn
das Centimeter als Grundmaass der Länge, das Gramm als Grund-
maass der Masse und die Sekunde als Grundmaass der Zeit ange-
nommen wird. Die Maasseinheiten der Kraft und aller andern
physikalischen Grössen, die auf diesen Grundmaassen beruhen, bilden
das Centimeter-Gramm-Sekunden- oder kurz das (C.G.S.-System.
Haben wir also eine gewisse Kraft, die im C.G.8.-System den
Werth 20 hat, so wissen wir, dass diese Kraft, wenn sie eine Sekunde
lang auf die Masse von einem Gramm wirkt, dieser die Beschleuni-
gung von 20 Centimeter in der Sekunde ertheilt, oder wenn sie
eine Sekunde lang auf die Masse von 4 Gramm wirkt, dieser die
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