16 Sechstes Kapitel.
Magnetisirung und die Induktion des Probestücks berechnen“). Diese
Methode ist aber, besonders sobald es sich um die Bestimmung der
vemanenz handelt, nur dann ohne Weiteres anzuwenden, wenn
das Probestück sehr lang im Verhältnis zum Durchmesser ist.
Trifft dies nicht zu, so übt der freie Magnetismus an den Enden
eine entmagnetisirende Kraft auf die innern und mittlern Theile
des Stabes oder Drahtes aus, so dass der für die Induktion sich er-
gebende Werth zu klein ausfällt. Dieselbe Schwierigkeit tritt na-
türlich bei allen Methoden auf, bei denen das -zu untersuchende
Stück die Form eines Stabes mit freien Enden besitzt. Um diesen
vom Einfluss der freien Enden herrübrenden Fehler zu vermeiden,
benutzten Stoletow und Rowland Probestücke, die geschlossene
Ringe bildeten; der letztere wandte auch gerade Stäbe von sehr
grosser Länge an. Ewing fand, dass die Länge des Stabes wenig-
stens 300 mal den Durchmesser übertreffen muss, wenn man die ent-
magnetisirende Wirkung der freien Enden vernachlässigen will.
Besitzt das Probestück die Form eines geschlossenen Ringes, so
ist die magnetometrische Methode jedoch nicht brauchbar, da als-
dann kein freier Magnetismus auftritt oder besser auftreten sollte,
der auf das Magnetometer wirken kann. Hier benutzt man meist
die ballistische Methode, die darauf beruht, dass jede Aenderung
der Kraftlinienzahl innerhalb des Probestücks eine elektromotorische
Kraft in einer dasselbe umgebenden Drahtspule hervorruft. Diese
sogenannte sekundäre Spule ist mit einem ballistischen Galvano-
meter verbunden, dessen Ablenkung ein Maass für das Zeitintegral
der in seinem Stromkreise wirkenden elektromotorischen Kraft liefert.
Da dies Integral der Aenderung proportional ist, welche die ge-
sammte Anzahl der die Spule schneidenden Kraftlinien erfährt, so
ist auch die Ablenkung des ballistischen Galvanometers der Aende-
rung proportional, welche die Induktion des zu untersuchenden Eisen-
stücks erleidet.
Eine nähere Betrachtung der für diese Versuche erforderlichen
Apparate, der anzubringenden Korrektionen, sowie der zu beobach-
tenden Vorsichtsmassregeln gehört nicht in den Rahmen dieses
Buches. Es mag hier die Bemerkung genügen, dass sich die Aen-
*) Näheres über die magnetometrische Methode siehe bei Ewing,
Die magnetische Induktion im Eisen und verwandten Metallen. Deutsche
Uebersetzung, Berlin 1892.
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