64. Vorzüge der mehrpoligen Dynamomaschinen. 215
Es könnte nach diesen Untersuchungen scheinen, als ob die
Maschine bei zunehmender Grösse im Verhältnis zu ihrer Leistung
immer schwerer und theurer würde; aber es ist zu bedenken, dass
diese Schlussfolgerung nur unter den Bedingungen Gültigkeit behält,
die wir der Untersuchung zu Grunde legten. Wir nahmen nämlich
an, 1. dass die Leistung der kleinen Maschine bereits so gross ist, wie
es die Erwärmung und Funkenbildung nur irgend gestattet; 2. dass
genau dieselben Grenzen bei der grossen Maschine innezuhalten
sind und 3. dass diese in allen Einzelheiten eine getreue, vergrösserte
Nachbildung der kleinen Maschine ist.
In der Praxis ist nun die Leistung der sogenannten kleinen
Maschinen (von weniger als 15 Kilowatt) im Allgemeinen weniger
durch die Erwärmung und die Funkenbildung begrenzt, als durch
den Wirkungsgrad. Wir können daher ohne Gefahr bei der grossen
Maschine die Grenzen, die sich aus der Erwärmung und Funken-
bildung ergeben, soweit erhöhen, dass die Leistung viel grösser wird,
‘als aus den obigen Formeln folgt. Die Verhältnisse ändern sich
jedoch, wenn die kleine Maschine, von der wir ausgehen, bereits
ziemlich gross ist, so dass die Grenzen ihrer Leistung mehr von der
Erwärmung und Funkenbildung als vom Wirkungsgrade abhängen.
In diesem Falle bringt eine Vergrösserung des Modells keinen Ge-
winn. So lassen sich gute zweipolige Maschinen ohne Schwierigkeit
für 50 und selbst für 100 Kilowatt konstruiren; wollten wir jedoch
dieselbe Maschinengattung für eine Leistung von 300 oder 600 Kilo-
watt verwenden, so würden diese grössern Maschinen mehr als
sechsmal so schwer und so theuer sein als ihre kleinern Modelle.
Wir schliessen hieraus, dass sich die zweipoligen Maschinen zur Er-
zeugung grosser Leistungen nicht eignen.
64. Vorzüge der mehrpoligen Dynamomaschinen.
Es entsteht nun die Frage, wie die grossen Maschinen zu kon-
struiren sind, damit sie in Hinsicht auf Gewicht und Kosten wohl-
möglich besser sind als die kleinen zweipoligen. Die praktische
Erfahrung hat hier zu Gunsten der mehrpoligen Maschinen ent-
schieden. Während als Maschinen von kleiner und mässiger Grösse
ohne Zweifel die zweipoligen vorzuziehen sind, giebt es eine Grenze,
wo vierpolige Maschinen vortheilhafter wirken. Vergrössern wir die
Leistung noch weiter, so erreichen wir bald einen Punkt, wo eine