Sechzehntes Kapitel.
85. Betriebsbedingungen. — 86. Einfluss der Selbstinduktion. —
87. Einfluss der Kapacität. — 88. Das Arbeiten zweier Wechselstrom-
maschinen auf denselben Stromkreis. — 89. Rückwirkung des Ankers.
— %. Bedingung für einen stationären Gang. — 91. Allgemeine
Schlussfolgerungen. — 92. Einfluss der Dampfmaschinen auf den
Parallelbetrieb.
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85. Betriebsbedingungen.
Bei einer Gleichstrommaschine ist es gleichgültig, ob ihre elek-
tromotorische Kraft dazu verwandt wird, einen Leitungswiderstand
oder eine elektromotorische Gegenkraft zu überwinden: so lange im
äussern Stromkreise derselbe Strom bei derselben Spannung fliesst,
ändert sich der Gang der Maschine nicht, mag nun der Strom zur
Speisung von Lampen, Batterien oder Elektromotoren dienen. Bei
einer Wechselstrommaschine liegt die Sache anders. Hier hängt die
Arbeit, die die Maschine leistet, nicht allein von der Klemmenspan-
nung und der Stromstärke ab, sondern ganz besonders auch von
der Art des Betriebes. Wird der Strom zur Speisung von Glüh-
lampen verwandt, so ist die Selbstinduktion des äussern Strom-
kreises sehr klein, und der Strom bleibt hinter der Klemmenspan-
nung fast gar nicht, hinter der inducirten elektromotorischen Kraft
dagegen um einen kleinen Betrag zurück, der von der Selbstinduk-
tion des Ankers abhängt. Werden dagegen Bogenlampen einge-
schaltet, so vermehren die Drahtspulen in diesen die gesammte
Selbstinduktion des Stromkreises bedeutend, und der Strom erfährt
daher sowohl gegen die inducirte elektromotorische Kraft, als auch
gegen die Klemmenspannung eine beträchtliche Verzögerung. Ob-
gleich also in beiden Fällen sowohl Stromstärke wie Klemmenspan-
nung scheinbar denselben Betrag haben, so arbeitet die Maschine
doch unter ganz verschiedenen Bedingungen. Diese erfahren eine