89. Rückwirkung des Ankers. 289
Triebkraft (oder der Belastung) der Maschine eine bestimmte Er-
regung giebt, bei der die Stromstärke ein Minimum und der Wir-
kungsgrad ein Maximum ist. Bleibt die Erregung unter diesem Be-
trage oder überschreitet sie ihn, so nimmt in jedem Falle die Strom-
stärke zu, der Wirkungsgrad aber ab. Will man also die Leistung
reguliren, so hat man nicht die erregende Kraft, sondern die Trieb-
kraft zu ändern. Die günstigste erregende Kraft für 60 und für
10 Kilowatt ist annähernd dieselbe, da die Ordinaten der tiefsten
Punkte beider Kurven sehr nahe bei einander liegen.
89. Rückwirkung des Ankers.
Wir haben schon bemerkt, dass der Strom im Anker jedesmal,
wenn er gegen die elektromotorische Kraft eine Phasenverschiebung
erleidet, eine Verstärkung oder Schwächung des Feldes bewirkt und
wollen diesen Einfluss jetzt genauer bestimmen. Da diese Aufgabe
ziemlich verwickelt ist, so untersuchen wir vorher im Allgemeinen
die Bedingungen, die bei der magnetisirenden oder entmagnetisiren-
den Wirkung des Ankerstroms in Frage kommen. Zuerst leuchtet
es ein, dass diese Wirkung der Stromstärke proportional ist. So-
dann muss die Wirkung offenbar bei zunehmender Phasenverschiebung
wachsen; in welchem Maasse dies geschieht, lässt sich freilich auf
den ersten Blick nicht angeben. Ebenso ist die Form der Polschuhe
und der Spulen, sowie die Gestalt der Stromkurve nicht ohne Ein-
Auss. Schliesslich ist die Wirkung nicht konstant, sondern ändert
sich periodisch mit der Zeit. Da jedoch im Allgemeinen die Pol-
schuhe und die Magnetwicklungen ein Stück bilden, und da der
erregende Stromkreis nothwendigerweise hohe Selbstinduktion besitzt,
so kann sich das resultirende Feld nur innerhalb enger Grenzen
ändern. Wir können es deshalb, ohne einen grossen Fehler zu be-
gehen, als konstant ansehen, indem wir einen mittleren Betrag für
die Rückwirkung des Ankers in Rechnung bringen. Eine allgemeine
Lösung der Aufgabe lässt sich überhaupt nicht genau durchführen,
weil die besondere Form der Pole und Spulen, die elektrische
Leitungsfähigkeit des Eisens und andere Faktoren mitspielen, die
sich von Fall zu Fall ändern. Wir müssen uns daher mit der an-
genäherten Lösung begnügen, welche darin besteht, dass wir die
mittlere entmagnetisirende Wirkung berechnen. Dabei muss natür-
lich auf die Phasenverschiebung Rücksicht genommen werden. Ist
Kapp, Dynamomaschinen. 2. Auflage. 19