74 Sechstes Kapitel.
Abseissen und die Induktionen als Ordinaten auf, so hat die Kurve
der remanenten Induktion eine ähnliche Gestalt wie die Kurve der
Induktion, liegt aber ihrer ganzen Ausdehnung nach unter ihr. Es
mag hierbei bemerkt werden, dass, wenn man das Probestück wäh-
rend der magnetischen Prüfung mechanischen Erschütterungen oder
Deformationen unterwirft, die Kurve der Induktion schwach nach
oben, die Kurve der remanenten Induktion dagegen bedeutend nach
unten verschoben wird.
Ferner ist der Unterschied zwischen dem aufsteigenden und dem
absteigenden Aste der Magnetisirungskurve bemerkenswerth. Wenn
wir zuerst ein Probestück auf die Weise untersuchen, dass wir die
magnetisirende Kraft allmählich anwachsen lassen und die Induktion
für jeden Werth bestimmen, so erhält man nach dem Aufzeichnen
der Resultate den ansteigenden Ast der Magnetisirungskurve. Von
einer bestimmten Grenze an nimmt bei grossen Werthen der In-
duktion der Zuwachs für die gleichen Inkremente der magnetisiren-
den Kraft ab; in Folge dessen wird die Kurve immer flacher, bis
ein Punkt erreicht ist, wo das Anwachsen der magnetisirenden Kraft
keine Zunahme der Induktion mehr bewirkt. In diesem Zustande
hat das Eisen die Sättigungsgrenze erreicht, und seine Permeabilität
ist gleich Null geworden. Im Folgenden nehmen wir an, dass die
Magnetisirung nicht soweit, sondern nur bis zu einem bestimmten
kleinern Werthe getrieben ist. Lassen wir alsdann die magneti-
sirende Kraft allmählich abnehmen und tragen wiederum für jeden
Werth die Induktion auf, so erhalten wir den absteigenden Ast der
Magnetisirungskurve, der vollständig oberhalb der ersten Kurve ver-
läuft und die Ordinatenachse in einem Punkte schneidet (ent-
sprechend dem Werthe Null der magnetisirenden Kraft), der über
dem Koordinatenanfangspunkte liegt. Der Abstand dieses Schnitt-
punktes vom Koordinatenanfangspunkt stellt die Induktion dar, die
noch in dem Probestück vorhanden ist, nachdem man die magneti-
sirende Kraft allmählich auf Null zurückgeführt hat: diese Induktion
bezeichnet man als Remanenz. Wir kehren nun die magnetisirende
Kraft um, so dass das Probestück entmagnetisirt wird, und lassen
die jetzt entgegengesetzt gerichtete Kraft allmählich anwachsen,
bis die frühere Induktion in negativer Richtung erreicht ist: wir
erhalten dann den aufsteigenden negativen Ast der Magnetisirungs-
kurve. Nimmt darauf die negative magnetisirende Kraft bis Null
ab, und kehren wir sie zum zweiten Male um, so dass sie wieder