55. Kommutiren des Stromes. 193
muss er offenbar in allen äussern Drähten, die links von ihr liegen,
nach unten und in allen rechts gelegenen nach oben fliessen. In
welcher Richtung der Strom in den Drähten fliesst, die in dem
Augenblick durch die Bürste kurz geschlossen sind, ist jedoch nicht
von vornherein klar. Wir wissen, dass der Strom im Drahte 2 ab-
wärts fliessen muss: dieselbe Richtung nimmt er in dem durch die
Figur dargestellten Augenblicke in 3 an; wie er in 4 und 5 fliesst,
ist ungewiss; in 6 ist er jedoch aufwärts gerichtet. Die Stromstärke
sinkt also zwischen 6 und 2 auf Null, kehrt ihre Richtung um und
wächst während der Zeit, bis der Draht die Lage 2 erreicht, wieder
zu ihrem ursprünglichen Werthe an.
Dieser Vorgang findet in jedem Drahte beim Passiren der
Bürste statt, einerlei ob der Anker in seinem Felde oder frei in der
Luft läuft. Im letztern Falle treten jedoch Funken auf, welche
davon herrühren, dass der Strom oder wenigstens ein Theil desselben
nicht die Drähte 2 und 3 durchfliesst, sondern einfach die ent-
sprechenden Kommutatorsegmente überspringt, um zum Rande der
Bürste zu gelangen. Er findet also in den Drähten 2 und 3 ein
Hinderniss, das offenbar nur in einer elektromotorischen Kraft be-
stehen kann, deren Auftreten auch leicht zu erklären ist, wenn der
Anker frei in der Luft läuft. Fliesst nämlich der Strom in der durch
die Kreuze und Punkte bezeichneten Richtung, so wird der Theil des
Ankers zwischen 2 und 6 ein Südpol. d.h. es treten hier Kraftlinien
ein. Diese Zone ist allerdings durch die Drähte 2 und 6 nicht genau
begrenzt, jedoch können wir hiervon vorläufig absehen. Die hier
auftretenden Kraftlinien werden natürlich von den Drähten 2, 3, 4
und 5 geschnitten und erzeugen in ihnen eine nach oben gerichtete
elektromotorische Kraft. Ohne diese würde, sobald das Kommu-
Kapp, Dynamomaschinen. 3. Aufl. 13