48 Viertes Kapitel.
Stück hin und von da wieder weggeführt werden, und diese Zu-
leitungen wirken ebenfalls auf den Pol und verdecken den Einfluss
des zu untersuchenden Stücks. Ein Strom kann nur in einem ge-
schlossenen Leiter entstehen, und auf den beweglichen Pol muss
deshalb nothwendigerweise der ganze Stromkreis wirken. Um das
Gesetz experimentell zu untersuchen, wählt man deshalb einen Strom-
kreis von einer so einfachen Form, dass die von dem geschlossenen
Leiter hervorgebrachten Wirkungen einen Schluss auf den Einfluss
jedes einzelnen Theils gestatten.
Der einfachste Fall besteht darin, dass der Stromleiter einen
Kreis bildet, in dessen Mittelpunkt sich der Magnetpol befindet. Bei
dieser Anordnung sind alle Theile des Leiters von dem Pol gleich
weit entfernt, und die Richtung jedes Stromelements steht senkrecht
auf der Verbindungslinie des Elements und des Pols. Die mit einem
solchen Apparat gewonnenen Ergebnisse sind natürlich nicht ohne
Weiteres auf Stromkreise anwendbar, bei denen die Elemente nicht
alle vom Pol dieselbe Entfernung haben und keine rechte Winkel
mit den Verbindungslinien zwischen Pol und Element einschliessen.
Für den kreisförmigen Stromleiter ergiebt sich, dass die auf den
Einheitspol ausgeübte Kraft, wenn sich dieser im Mittelpunkt des
Kreises befindet, dem Umfang des Kreises und der Stromstärke
direkt und dem Quadrat des Radius umgekehrt proportional ist.
Wir können daraus schliessen, dass die von einem Element hervor-
gebrachte Wirkung der Länge des Elements und der Stromstärke
direkt, dem Quadrate der Entfernung des Elements vom Pol aber
umgekehrt proportional ist; jedoch gilt dies nur in dem Falle, wo
das Element rechtwinklig auf der Linie steht, die es mit dem Pol
verbindet. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, so lässt uns
der Versuch im Stich. Wir müssen hier vorläufig eine Voraussetzung
machen, deren Richtigkeit darauf durch den Versuch zu bestätigen
ist. Wir nehmen an, dass die Kraft eines Elements, das mit der
Verbindungslinie einen spitzen Winkel einschliesst, dem Sinus dieses
Winkels proportional ist. Wir führen also statt der Länge des
Elements seine Projektion auf die Senkrechte zur Richtungslinie
nach dem Pol ein. Ein Element, das vollständig mit dieser Rich-
tungslinie zusammenfällt, würde also überhaupt keine Wirkung auf
den Pol ausüben.
Diese Annahme lässt sich leicht durch den Versuch prüfen.
Wir wählen zu diesem Zweck einen unendlich langen, geradlinigen