30. Magnetischer Widerstand. 13
Energieaufwand auf jeden beliebigen Betrag herabdrücken, indem
wir einen grössern Querschnitt für den Draht wählen, ohne dadurch
in irgend einer Weise den magnetischen Kraftlinienstrom zu ver-
ändern. Ja, wir können sogar einen solchen Strom erregen, ohne
überhaupt eine Drahtspule zu verwenden, wenn wir nämlich einen
permanenten Stahlmagnet zur Erzeugung des Magnetismus wählen.
Sprechen wir also vom magnetischen Widerstande, so ist stets zu
bedenken, dass er kein Widerstand im gewöhnlichen Sinne des Wortes
ist, der nur durch Aufwand von Energie überwunden werden kann,
sondern vielmehr einer von der Art, welchen die Körper den Kräften
entgegensetzen, die ihre Form zu verändern bestrebt sind.
Der zweite Einwurf ist nicht so stichhaltig, weil der elektrische
Widerstand eines Stromkreises ebenfalls Veränderungen unterworfen
ist, welche der ihn durchfliessende Strom verursacht. Der specifische
Widerstand aller Metalle wächst mit der Temperatur, und da die
letztere um so mehr steigt, je mehr die Stromstärke zunimmt, so
folgt daraus, dass je höher die Stromstärke ist, um so grösser auch
der elektrische Widerstand der von diesem Strome durchflossenen
Metalltheile sein wird. Genau dieselbe Beziehung besteht zwischen
dem magnetischen Kraftlinienstrom und dem magnetischen Wider-
stande. Je stärker der magnetische Kraftlinienstrom ist, um so ge-
ringer ist die Permeabilität und um so grösser ihr reciproker Werth,
der ein Maass für den magnetischen Widerstand ist. In dieser Be-
ziehung besteht zwischen dem magnetischen und dem elektrischen
Widerstande der Unterschied nur in der Grösse, nicht aber in der
Art der Veränderlichkeit.
Aus der ganzen Anordnung von Formel (20) erkennt man so-
fort, dass die gesammte magnetomotorische Kraft, welche in einem
gegebenen magnetischen Stromkreise wirkt, gleich der Summe der
magnetomotorischen Kräfte ist, welche in seinen einzelnen Theilen
erforderlich sind, dass also das Ohm’sche Gesetz nicht nur für den
Stromkreis als Ganzes, sondern auch für jeden seiner einzelnen
Theile gilt. Wir können daher allgemein den Satz aufstellen: Die
Kraftlinienzahl in einem beliebigen Theile eines magnetischen Stromkreises
ist der Quotient aus der magnetomotorischen Kraft in diesem Theile
(magnetische Potentialdifferenz zwischen dem Anfang und dem Ende des-
selben) und seines magnetischen Widerstandes.
Aus diesem Satze folgt, dass, wenn einer magnetomotorischen
Kraft verschiedene Wege zur Verfügung stehen, auf denen sie sich