282 Die elektrische Grubenbahn zu Neu-Stassfurt.
Isolation auf Holzschwellen befestigt und der Stromleitung wegen an
ihren Enden nur mit angenieteten elastischen Metallstreifen versehen.
Der Strom fliesst am Umfang der Räder zu dem Motor des
Wagens, dessen übrige Metalltheile dadurch vollständig isolirt sind,
dass der Radkranz auf einer Holzscheibe aufsitzt. Es wurden auch
gleichzeitig Versuche mit oberirdischer Stromzuführung vorgesehen.
Diese geschah durch einen Kontaktwagen, welcher auf einem ober-
irdisch auf Stangen befestigten Drahte lief. Im Jahre 1890 ist die
Linie bis zum Bahnhofe der Potsdamer Eisenbahn verlängert.
Grossen Vortheil gewährt offenbar der elektrische Betrieb bei
Grubenbahnen, wo der nothwendige Strom oberirdisch erzeugt und
durch Kabel an die Gebrauchsstelle geleitet werden kann. Beispiels-
weise soll hier die Bahnanlage in dem Salzwerke zu Neu-Stassfurt
kurz beschrieben werden. Die Bahnlinie befindet sich auf der 300 m
tiefen Sohle des Agatheschachts. Eine über Tage arbeitende Dyna-
momaschine mit Kompoundwickelung und trommelartigem Anker
(350 V Klemmenspannung und 20 P.S. Triebkraft) liefert den
Strom, welcher durch eine 410 m lange Leitung zu der Verbrauchs-
stelle geführt wird. Hier tritt er in Schienen aus 1-Eisen, welche
an dem Stollenfirst befestigt sind und durch Kontaktschlitten und
kurze Kabel mit den Klemmen des Motors in leitender Verbindung
stehen. Die Rotation des Ankers wird durch ein mit konischen
Rädern versehenes Vorgelege auf die Triebräder der Lokomotive über-
tragen, deren Zugkraft .bei einem Gewicht von 2200 kg rund 200 kg
beträgt. Die Lokomotive befördert einen Zug von 16 belasteten
Wagen (von je 1200 kg Gewicht) mit einer mittleren Geschwindig-
keit von 3m in der Sekunde. Die Regulirung des Stromes erfolgt
durch Einschaltung von Widerständen.
Ein Beispiel für unterirdische Stromzuführung bildet die jüngst
von der Firma Siemens & Halske ausgeführte Anlage der Strassen-
bahn in Budapest. Die Stromleitungen befinden sich hier in einem
unterirdischen Kanal, welcher unter der einen Fahrschiene verläuft
(Fig. 138). Er hat einen ovalen Querschnitt von 28 cm Breite und
33 cm Höhe und ist an seinem Scheitel aufgeschlitzt. Zu beiden Seiten
des 33 mm breiten Schlitzes liegt je eine Hälfte einer gewöhnlichen
Strassenbahnschiene. Diese ist in Abstände von 1,20 m auf eisernen
Rahmen befestigt, welche gleichsam das Gerippe für den aus Beton
ausgeführten Kanal bilden und gleichzeitig die Isolatoren für die Hin-
und Rückleitung tragen. Letztere bestehen aus Winkeleisen, längs