102 Viertes Kapitel.
die Magnetisirungskurve einer Maschine von folgenden Dimensionen
dar: Oylinderringanker aus weichem Eisen von 45,7 cm Durchmesser,
35,5cm Länge und 8,9cm Tiefe; Länge des Polschuhbogens A—=58,4 cm;
Breite des Luftzwischenraums b=2,3 cm; mittlere Weglänge der
Kraftlinien im Ankerkern /=40,6 cm; Querschnitt eines Schenkels
der doppelhufeisenförmigen Feldmagnete An —=419 gem; Weglänge
der Kraftlinien in den Feldmagneten und im Joch L=168 em.
Bevor wir dazu übergehen zu zeigen, wie man aus der Mag-
netisirungskurve die Wirkung der Maschine bestimmen kann, müssen
wir vorher die magnetische Streuung besprechen. Wir haben schon
oben gesehen, dass beim Uebergang der Kraftlinien von den Pol-
schuhen in den Anker ein Theil derselben in die umgebende Luft
austritt, wie es bei einem gewöhnlichen Magnet (Fig. 1) der Fall ist.
Die Oberfläche des Eisens lässt sich niemals in magnetischer Be-
ziehung vollständig isoliren, und es tritt nicht allein ein Induktions-
fluss zwischen den beiden Polschuhen auf, der durch die Luft geht,
sondern ebenso auch zwischen den Polschuhen und den Kernen der
Feldmagnete, der Grundplatte und dem Joche. In der That findet
eine magnetische Streuung zwischen allen Oberflächentheilen der
Maschine statt, die eine verschiedene magnetische Spannung besitzen,
gerade so wie bei einem System von elektrischen Leitern, die in eine
schlecht leitende Flüssigkeit eingetaucht sind, stets ein Nebenschluss
durch die Flüssigkeit vorhanden ist. Die magnetische Spannung oder
das Linienintegral der magnetischen Kraft ist natürlich der erregenden
Kraft proportional, und die Streuung durch die Luft, die die Einheit
der Permeabilität besitzt, ist offenbar der erregenden Kraft pro-
portional. Kennen wir die Lage und die Dimensionen der Ober-
flächen, zwischen denen die Streuung stattfindet, so lässt sich diese
in bestimmten einfachen Fällen berechnen; aber bei den meisten
Dynamomaschinen und Motoren ist die Anordnung der verschiedenen
Oberflächen und die Aenderung ihrer magnetischen Spannung so
komplicirt, dass eine genaue Berechnung der Streuung unmöglich
ist. Es genügt aber auch eine angenäherte Bestimmung, die sich
bei einer fertigen Maschine mit Hülfe einer Probespule und eines
ballistischen Galvanometers leicht ausführen lässt. Wir wollen annehmen,
dass dies bei einer bestimmten Maschine geschehen sei und dass
wir hieraus die Streuung für eine Maschine von derselben Art, aber
von andern Dimensionen ableiten wollen. Da der grösste Theil der
gesammten erregenden Kraft dazu verbraucht wird, den magnetischen