14 Erstes Kapitel.
Bild davon machen, wie dieser Strom, nachdem er Hunderte von
Meilen in einem Draht zurückgelegt hat, mechanische Energie dem
Anker eines Elektromagnets mittheilt und hierdurch telegraphi-
sche Signale hervorbringt. Es giebt keine mechanische Verbindung
zwischen dem Zeichen gebenden Taster und dem Hebel des Morse’-
schen Apparats, durch welche Energie in der Form eines Anstosses
übertragen werden könnte, wie es in unserem Beispiel bei der Ver-
bindung zwischen Lokomotive und Zug der Fall ist; und doch wird
ohne Zweifel Energie übertragen. Wenn wir von dem Verlust ab-
sehen, d. h. von der Energie, welche in eine Form verwandelt wird,
in der wir sie nicht unmittelbar für den beabsichtigten Zweck nutz-
bar machen können, so ist der Betrag der elektrischen Energie, der
auf der entfernten Station verwendbar ist, dem Werthe der aufge-
wandten chemischen Energie proportional; und wenn wir den Ver-
lust auch in Rechnung ziehen, so ist die Energiemenge, welche er
repräsentirt, zusammen mit derjenigen, welche in Form des elektri-
schen Stromes an der entfernten Station erhalten wird, wiederum
dem Werthe der in der galvanischen Zelle entwickelten chemischen
Energie proportional. Ist uns die Natur des chemischen Processes
bekannt, der in der Zelle vor sich geht, so können wir mittelst der
elektrochemischen Aequivalente stets ausrechnen, welcher Gesammt-
betrag an elektrischer Energie aus einem bestimmten Gewicht der
Metalle erhalten werden kann.
In ähnlicher Weise besteht ein bestimmtes und konstantes Ver-
hältnis zwischen elektrischer und mechanischer Energie. Es wird
nur etwas komplicirt, weil bei den elektrischen Erscheinungen immer
gleichzeitig Wärme auftritt. Aber wenn wir für die als Wärme ver-
loren gegangene Energie den entsprechenden Betrag in Abzug bringen,
so finden wir, dass einer bestimmten Ausgabe an elektrischer Energie
stets derselbe Betrag von mechanischer Energie entspricht, welche
Art der Verwandlung wir auch wählen. Obgleich wir die Ueber-
gangsstadien zwischen dem elektrischen Strom und der mechanischen
Kraft nicht kennen, so zeigt uns doch das Experiment, dass gewisse
bestimmte Beziehungen zwischen ihnen vorhanden sind, und an der
Hand dieser experimentellen Thatsachen können wir uns im Geiste
ein Bild davon machen, welches das Verständnis dieser Beziehungen
erleichtert.
Ein solches geistiges Bild ist die Theorie der magnetischen
Kraftlinien, welche zuerst von Faraday aufgestellt worden ist.